Auch doppelblind angelegte Fernheilstudien, die negativ ausgingen, dürfen nicht unter den Tisch fallen. Und zugegebenermaßen gibt es davon etliche: ob sie nun Asthma oder Bluthochdruck betrafen,
Warzen oder rheumatoide Arthritis, Herz- und Gefäßerkrankungen oder Alkoholismus, Depression, Angst oder Selbstachtung.
Gerade zu einer der angeblich bestfundierten geistigen Fernheilweisen, dem "Therapeutic Touch" in der "non-contact"-Form, liegen etliche Doppelblindstudien mit enttäuschendem Ausgang vor: ob bei 153 Patienten, die kurz vor einer Operation am offenen Herzen standen; oder bei 108 Patienten mit postoperativen Schmerzen; oder bei 25 bzw. 38
Versuchspersonen mit offenen Hautwunden, bei denen Daniel Wirth vier und sechs Jahre nach seinem vielversprechenden Test von 1990 erneut non-contact-TT erprobte - beide Male mit negativem Ausgang.
Solche negativen Ergebnisse sind für Skeptiker ein gefundenes Fressen. Mit Genugtuung registrieren sie, dass die Faktenlage widersprüchlich ist - womit sie recht haben - und die positiven durch die negativen Resultate "widerlegt" werden - womit sie übers Ziel weit hinausschießen.
Wer Studien, die Fernheilwirkungen bestätigen, mit dem Seziermesser auseinandernimmt, sollte mit anderen, die keine solchen Wirkungen finden konnten, nicht sanfter verfahren. Denn auch etliche von ihnen bieten Anlass zur Kritik. Hat Johannes Attevelt von der Universität Utrecht 1988 wirklich belegt, dass Fernheilen bei Asthma und asthmatoider Bronchitis nichts bringt? Er hatte 90 Patienten in drei Gruppen aufgeteilt: Den einen legten Heiler die Hände auf, die zweiten wurden fernbehandelt, die
dritten bildeten die Kontrollgruppe. Nennenswerte Unterschiede zwischen diesen Gruppen waren nicht festzustellen - vielleicht deswegen, weil zumindest die Versuchsleiter nicht "verblindet" und offenkundig von vornherein skeptisch waren. Außerdem gaben sie allen beteiligten Heilern ein striktes Zeitschema vor: Exakt 15 Minuten durften sie mit den Kranken arbeiten: eine reichlich praxisferne Vorgabe, denn jede Heiltradition betrachtet andere Behandlungszeiten als optimal.
Hat Bruce Greyson wirklich nachgewiesen, dass Fernheilen bei Depressionen wirkungslos ist? Von 40 Patienten aus einer psychiatrischen Klinik in Connecticut ließ er die eine Hälfte sechs Wochen lang täglich fernbehandeln, die andere nicht. Über den 14monatigen Beobachtungszeitraum hinweg, in dem Greyson vier verschiedene Tests zur psychischen Verfassung einsetzte, ging es den Fernbehandelten keineswegs signifikant besser als den Patienten der Kontrollgruppe. Trotzdem ergaben
sich dabei interessante Zusammenhänge: Die Depressionen waren um so schwächer, je mehr Heilsitzungen stattfanden - und je positiver ein Heiler die Qualität dieser Sitzungen bewertete.
Hat Sean O´Laoire widerlegt, dass Fernheilen Selbstachtung, Ängstlichkeit und Depressivität günstig beeinflussen kann? O´Laoire, ein katholischer Priester und "transpersonaler" Psychologe bei San Francisco, hatte zunächst 90 Freiwillige in zwei Formen christlicher Fürbitte unterwiesen: in einem
"gezielten" (directed) Gebet, das auf ein bestimmtes Ergebnis aus ist, und einem "ungerichteten", das den Willen Gottes walten lässt. Weitere 406 Freiwillige teilte O´Laoire in drei Gruppen auf, wobei kein Teilnehmer wusste, welcher er angehörte: Den ersten beiden galten zwölf Wochen lang, täglich eine Viertelstunde, eine der beiden Gebetsformen, für die dritte betete unterdessen keiner der 90 Fernheiler. Am Ende zeigten alle drei Gruppen gleichermaßen deutlich verbesserte
Werte in jeder von zehn untersuchten Hinsichten, seelischen wie körperlichen. Allerdings: Kein einziger Fürbitter hatte zuvor schon irgendwelche Erfahrungen mit Fernbehandeln gesammelt; und alle Fernbehandelten waren psychisch gesund. Ist auszuschließen, dass die Studie anders ausgegangen wäre, wenn sich erfahrene Heiler um Menschen gekümmert hätten, die wirklich Hilfe benötigten?
Weiter: Pro und Contra Geistheilung: Diskussion der wissenschaftlichen Beweislage
Näheres in Geistiges Heilen - Das Große Buch sowie Fernheilen, Band 2.
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