da überlastet: nur in äußersten Notfällen, insbesondere bei schwerkranken Kindern
Bis Ende der achtziger Jahre deutete nichts in K.s Leben darauf hin, dass sie bald darauf als "die Dshuna Bulgariens" gefeiert werden würde: Mit ihrem Mann, einem Journalisten, und einer 19jährigen Tochter lebte die heute 58jährige seit 20 Jahren in Russe, einer tristen Industriestadt mit 250’000 Einwohnern an der Donau. Für die Lokalzeitung schrieb die ausgebildete Philologin regelmäßig über Ethik, Erziehung, Kultur und Brauchtum.
An einem grauen Oktobertag 1989 war K. gerade mit Malerarbeiten im Bad beschäftigt, als sie "plötzlich einen Stromschlag fühlte und innerlich erzitterte." Ihr wurde schwindlig. Augen und Stirn schmerzten heftig. Dann erblindete sie. Vor Entsetzen "raste mein Herz, und mir wurde schrecklich übel." Als ihre Tochter sie ohnmächtig daliegen sah, holte sie einen Arzt, der Herzrhythmusstörungen sowie abnormen Blutdruck `feststellte. Er verordnete strikte Bettruhe.
Als K. wieder zu sich kam, sah sie die Hand des Arztes in einem Elastikverband: Seit zwei Wochen litt er an einer Sehnenscheidenentzündung im Handgelenk, hatte deswegen starke Schmerzen.
Unwillkürlich legte sie eine Hand auf den Verband. Der Arzt spürte ein starkes Brennen, zuckte zusammen. Im nächsten Moment waren seine Schmerzen verschwunden.
Obwohl sich K. schwach und fiebrig fühlte, brachte sie drei lang kein Auge zu. Sie schlief nicht, aß nicht, trank allerdings täglich mehrere Liter Wasser. Zahlreiche Verwandte, Freunde und Nachbarn statteten ihr einen Krankenbesuch ab. Jedem wurde unerklärlich heiß, sobald sie ihn mit den Händen berührte. Und jeder wurde daraufhin binnen Stunden die unterschiedlichsten Beschwerden los: Wunden verheilten, Operationsnarben verblichen, eine Brustdrüsenerkrankung verschwand, Schlafstörungen hörten schlagartig auf.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde von K.s Fähigkeiten. Hunderte Schwerstkranker wollen ihren Händen inzwischen Heilung oder zumindest erhebliche Besserung verdanken: darunter Patienten mit Verbrennungen ersten Grades, schwerer Muskelatrophie, ungewollter Kinderlosigkeit, bösartigen Tumoren in fortgeschrittenem Stadium, Kurzsichtigkeit, Arthritis und Bluthochdruck.
Von Anfang an verfolgten zwei Ärzte aus Russe, der Gerichtsmediziner Dr. Jordan Kranaliev sowie die Chirurgin Dr. Petja Todorova, K.s Erfolge mit größter Aufmerksamkeit. Im Laufe von sechs Monaten werteten sie 146 Fälle aus, in denen Kranke im Alter von 3 bis 82 Jahren vor und nach Behandlungen bei der Heilerin eingehend klinisch untersucht worden waren: von Bettnässen über Sehstörungen, Asthma, Hauterkrankungen und tiefen Schnittwunden bis hin zu Krebs. In ihrem Gutachten vom B. Mai 1990 bescheinigten sie der Heilerin, dass sie fast immer "eine positive Wirkung erzielt" habe: "Eine Verschlechterung des Zustandes", so erklären die Mediziner wörtlich, "ist bei keinem der Patienten festgestellt worden. Nur bei zwei der Kranken blieb die Behandlung ohne Einfluss."
Kurz darauf, im Juni 1990, stellte sich Krassirnira einem vierwöchigen Experiment im Militärkrankenhaus von Russe: Unter Aufsicht eines vierköpfigen Ärztegremiums, darunter des Leitenden Chefarzts, legte sie 40 Patienten, wiederum mit teilweise schwersten chronischen Erkrankungen, fünf- bis zehnmal die Hände auf. Das abschließende Gutachten vom 2. Juli 1990 bescheinigte ihr, sämtliche Behandelten "positiv beeinflusst" zu haben. K.s Fähigkeiten seien "sowohl für diagnostische als auch für therapeutische Zwecke bei akuten und chronischen Erkrankungen" verwendbar: Die Kommission sei "der Meinung, dass große Chancen in der Zusammenarbeit zwischen der Schulmedizin und Frau Dimova liegen."
Wenige Monate später zog der bulgarische Staat eine sensationelle Konsequenz daraus: Am 10. Dezember 1990 stellte das "Nationale Zentrum für Phytotherapie und Volksmedizin" eine amtliche Urkunde aus, in der "hiermit bestätigt wird, dass Frau K. ... ihre Heilungs- und Diagnosefähigkeiten bewiesen hat". Deshalb "darf sie ihre Tätigkeit in jeder öffentlichen Krankenanstalt ... in Bulgarien ausüben."
Für ihre Berufung zahlt K. allerdings einen hohen Preis: "Oft fühle ich mich sehr schlecht. Ich habe starke Schmerzen in der Stirngegend, erblinde für Minuten, habe extrasistole Arrythmien”, unregelmäßigen Herzschlag. Manchmal schwellen meine Hände an und platzen auf. Bei einem Krebskranken lief Blut aus den Poren meiner Handfläche. Meine Handgelenke und der Rücken schmerzten."
Mitte der neunziger Jahre übersiedelte K. nach Österreich, wo sie in einem Pfarrhof in Kärnten lebt und praktiziert.
Für die allererste Heilsitzung nimmt sich K. zumeist über eine Stunde Zeit, um den Patienten zunächst einmal energetisch “von Kopf bis Fuß zu untersuchen und mir dabei ein Bild zu machen”. In den Folgesitzungen, die im allgemeinen 30 bis 60 Minuten dauern, behandelt sie dann mit Handauflegen gezielt die betroffenen Organe und Funktionen. Ihr regulärer Honorarsatz liegt bei 80 Euro pro Stunde; allerdings behandelt sie Bedürftige gratis oder zu deutlich ermäßigtem Tarif. Ein Großteil ihrer Einnahmen kommen einem Waisenhaus in Bulgarien zugute.
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