Dass sie Kranken selbst dann noch helfen kann, wenn Schulmediziner mit ihrem Latein am Ende sind, entdeckte die Rentnerin (Jg. 1932) Ende der siebziger Jahre. Beim Besuch einer Bekannten fiel der kaufmännischen Angestellten an der Kaffeetafel auf, dass die Gastgeberin “die Hände voller Warzen hatte. Bis dahin hatte ich so viele Warzen noch an keinem Menschen gesehen. Es sah nicht schön aus und war unappetitlich. Ganz spontan sagte ich: ‘Komm, ich mache dir die Warzen weg’ und legte meine Hände auf die ihren. Es vergingen einige Monate, bis wir uns wieder trafen. Auf meine Frage, wo die Warzen auf ihren Händen waren, kam ganz schnell die Antwort: ‘Na, die hast du mir doch weggemacht’. Ich glaube, mein Gesichtsausdruck sprach Bände, und beinahe hätte ich meinen rechten Zeigefinger an die Stirn geführt.” Erst allmählich wurde I. klar, dass sie tatsächlich über die Gabe des Heilens verfügt. Rasch sprach sich ihre Gabe herum. Von ihren Behandlungserfolgen zeugen in ihrem Haus unzählige Geschenke dankbarer Klienten; jedes erzählt eine Krankengeschichte, deren glücklichen Ausgang ein konventioneller Arzt kaum fassen kann. Beispielsweise “die kleine Plastikfigur”, sagt I., “die ist von dem jungen Mädchen mit dem Tumor im Kopf.” Mit 16 war sie von Ärzten schon aufgegeben worden. “Heute ist sie 36 und Floristin.” "Wie erklären Sie Ihre Heilkräfte?", will ich von I. wissen. "Erklären Sie sie mir!", erwidert sie. "Wer sie erklärt, bekommt bestimmt den Nobelpreis!" Ob sie Geistiges Heilen denn irgendwo gelernt habe, erkundige ich mich nun. Doch auch diese Frage findet I. "absurd, das müssten Sie eigentlich wissen. Es ist eine Gabe. Wer sie gibt, ist nicht bekannt." Meine Erkundigung nach einzelnen besonders erstaunlichen, gut belegten Heilerfolgen weist sie ebenso resolut zurück ("Haben Sie schon einmal von der Schweigepflicht gehört?"), obwohl sie allen Grund hätte, sie öffentlich vorzuzeigen: Selbst bei Multipler Sklerose, Trigeminusneuralgien und Neurodermitis hat I. schon verblüffende Genesungsprozesse anstoßen können. Dabei konzentriert sie sich auf "Menschen, die austherapiert sind bzw. eine Krankheit haben, die von der Schulmedizin noch nicht geheilt werden kann - und die tausendprozentig gesund werden wollen. Wem die Schulmedizin noch helfen kann, der sollte das nutzen. Alles andere wäre verantwortungslos.” Besonders gute Erfahrungen mit Geistigem Heilen hat sie bei “Erkrankungen der Knochen und des Bluts” gemacht. Andererseits stößt sie bei Tinnitus - chronischen Ohrgeräuschen - an Grenzen. Wer bei I. Hilfe sucht, dem erklärt sie zunächst “genau, was nun passiert”. Dann wird er gebeten, auf einem Hocker Platz zu nehmen, der vor ihrem Sessel steht, und sich “darauf zu konzentrieren, wieder gesund zu werden. Der eigene Wille muss sozusagen ‘über die Krankheit’ gestülpt werden.” Dann beginnen I.s Hände ihre Heilarbeit, zunächst am Kopf, dann im Nackenbereich, die ganze Wirbelsäule hinunter, Becken und Hüfte, schließlich an der Stelle der jeweiligen Beschwerden. Die meisten Behandelten spüren dabei eine sonderbare Wärme; viele werden angenehm müde, manche leicht benommen. “Anschließend”, erläutert I., “lasse ich jeden fünf Minuten allein im Zimmer. Zur vollkommenen Entspannung, um zu sich selbst zu finden. Natürlich bin ich neugierig, wie es ihm geht. Ich habe noch keinen Hilfesuchenden erlebt, der nicht verwundert war über das, was mit ihm passiert ist.” Eine einzelne Sitzung bei I. dauert in der Regel eine Stunde. (Kosten nach Vereinbarung.) “Kinder und Tiere behandle ich allerdings kostenlos.” Ein guter Heiler, meint I., “darf nicht überheblich sein, nicht lügen, nichts versprechen”. Geistheiler der Ärzteschaft als Partner anzubieten, "wird schwer werden, solange Menschen mit der besonderen Gabe nicht geprüft sind. Vor allem die "fürchterliche Sucht nach Medienrummel", die manche treibt, schade dem Ansehen Geistigen Heilens insgesamt enorm.
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