Die Arztgattin, Jg. 1953, hat sich als Medium einen Namen gemacht, ist seit 1988 aber auch als Geistheilerin tätig, auch wenn sie diese Bezeichnung überhaupt nicht mag. Denn H., eine tiefgläubige Christin, sieht sich als Dienerin Gottes, in dessen Hände sie die Genesung von Hilfesuchenden legt: “Ich möchte betonen, dass ich nicht heilen kann. Ich bitte um Hilfe und Heilung in einem Gebet an Jesus Christus.” Schon in ihrer Jugend bekam sie “Kontakt zu meinem Schutzengel und zu geistigen Führern. Mir wurde aus der geistigen Welt gezeigt und gesagt, dass ich diesen Weg gehen soll. Auch der Zeitpunkt, von dem an ich den Hilfesuchenden meine Hände auflegen soll, wurde mir von der geistigen Welt bestimmt. Ich glaube an die Gotteskraft in uns und spreche sie im Hilfesuchenden an.” Allein daraus schöpft sie ihre Heilfähigkeiten: aus dem “tiefen Vertrauen zu Gott - und dass Er dem Hilfesuchenden das gibt, was zur Zeit richtig und wichtig ist.” Geistiges Heilen praktiziert H., als Mitarbeiterin in der Arztpraxis ihres Mannes, in Form von Handauflegen, Gebetsheilen, Chakra-Therapie - und insbesondere als Fernheilung und mediales Heilen. (Ein Medium “vermittelt” zwischen Diesseits und höheren Welten.) Dabei “sieht” sie “in das jetzige und vergangene Leben”, gelegentlich im Rahmen einer Reinkarnationstherapie mit dem Klienten. Zusätzlich setzt sie hin und wieder MET - “Meridianklopfen” sowie eine “Tui-Na-Enerhiebehandlung” ein, wobei sie sich ebenfalls medial führen lässt. Eine einzelne Sitzung, die im allgemeinen 60 Minuten dauert, kostet 75 Euro. Sie beginnt typischerweise mit einem Vorgespräch, an das sich Handauflegen, “Meridian-Klopfen” oder ein “geistiges Sehen, welche Problematik vorliegt”, anschließen kann, “manchmal auch eine Kombination aus diesen drei”. Heilung oder Linderung ist nach H.s Erfahrungen “auch davon abhängig, wie lange eine Krankheit, Sorge oder Missempfindung schon besteht.” Ebenfalls eine Rolle spielt “das Alter der Person; ihre Bereitschaft, die Krankheit auch wirklich gehenzulassen; ihre Geduld; das Vertrauen zum Helfer; aber auch die Verfassung, in welcher sich der Helfer während der Behandlung befindet. Manchmal”, fügt H. hinzu, “ist Heilung gar nicht wichtig. Gespräche über ein Problem, in Verbindung mit liebevollem Zuhören und Verstehen, setzen manchmal sehr viel in Gang.” Allerdings kommen manche Klienten “mit einer zu hohen Erwartungshaltung - nach ein bis zwei Sitzungen müssen alle Schwierigkeiten verschwunden sein, meinen sie. Dies ist oft nicht möglich. Chronische Erkrankungen sind oft nur zu lindern.” Für einen guten Heiler, so findet H., “muss das Wohl des Patienten im Vordergrund stehen.” Er muss ehrlich, offen und dem Hilfesuchenden zugewandt sein, darf keine Heilung versprechen und nicht vom Arztbesuch abhalten. Außerdem sollte “der Helfende seine Fähigkeiten richtig einschätzen können und damit seine Grenzen erkennen”. Darüber hinaus muss ein Heiler “dem Patienten gegenüber warmherzig, zugewandt, tolerant und geduldig sein, sich als Person zurücknehmen und sich bewusst machen, dass er nur ein Kanal für die göttliche Energie ist. Für einen Helfenden und Heilenden ist es sehr wichtig und notwendig, immer offen und ohne Vorbehalte mit anderen heilenden Berufsgruppen umzugehen - und stets das Wohl und die Heilung des Patienten im Auge zu behalten.” Bei “Geistigem Heilen”, wie H. es versteht, geht es um weitaus mehr, als Beschwerden zu lindern oder zu beseitigen. Gemeinsam mit ihrem Mann versucht sie “dem Hilfesuchenden aus geistiger Sicht die Entstehung der Problematik darzulegen”. Auch diese Form von Beistand kann zu einer enormen Entlastung führen, auch wenn sich an der Symptomatik äußerlich nichts geändert haben mag.
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