In Tbilissi, einer der größten Tageszeitungen Georgiens, erschien am 21. März 1989 ein Artikel über eine Arzttochter und studierte Pädagogin namens M., die mit bloßen Händen selbst scheinbar unheilbaren Leiden beikomme; sogar prominenten Politikern, Künstlern und Sportlern habe sie bereits geholfen. Dieser Bericht fiel keinem Geringeren als dem damaligen Gesundheitsminister Georgiens, Irakli Menagarischwili, in die Hände. Ursprünglich Arzt, hatte er immer schon Sympathien für die Volksmedizin, “deren empirische Basis Jahrhunderte zurückreicht. Das Leben und die Praxis”, so befand er in einem Zeitungsinterview, “haben bestätigt, wie ungewöhnlich effektiv diese Methoden sind. Deshalb verdienen sie eine besondere Beachtung in unserer Gesellschaft und der Medizin. Sie müssten gründlich erforscht und weitgehend gefördert werden.” Und so lud der Minister die Heilerin zu einem Gespräch ein. Am 5. April 1990 ordnete er an, dass für M. im Ersten Städtischen Kinderkrankenhaus von Tiflis ein “Labor für Bioenergietherapie” eingerichtet wurde - unter Leitung der Heilerin, personell ausgestattet mit drei Kinderärzten, einer Krankenschwester und einer Medizinisch-Technischen Assistentin. Aufgabe dieses Teams war es, alle Fälle gewissenhaft zu dokumentieren, in denen M. als “Bioenergokorrektorin” (so nannte sie sich zeitweise) aktiv wurde. Stets wurden aufgenommene Kinder zunächst eingehend schulmedizinisch untersucht; je nach Diagnose fanden Analysen von Blut, Urin und Stuhl, bakteriologische, Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen, EKGs, EEGs oder andere diagnostische Maßnahmen statt. Wie es den Kindern unter M.s heilenden Händen erging, wurde anschließend kontinuierlich beobachtet, abschließend diagnostisch überprüft und lückenlos dokumentiert. Pro Tag fanden im Durchschnitt zwanzig Behandlungen statt. Im Juli 1991 veröffentlichte eine georgische Zeitung eine erste Zwischenbilanz: Demnach war es bei 205 Kindern zu Heilungen gekommen, die nach Einschätzung der Klinikärzte ausschließlich oder zumindest maßgeblich auf die “bioenergetische” Behandlung zurückzuführen waren: darunter von Asthma (16), Erkrankungen des Nervensystems (16), cerebraler Lähmung (15), chronischem Schnupfen (15), chronischer Cholecystitis, einer Entzündung der Gallenblase (15), Enurese (14), chronischer Cystitis (13), Skoliose (11), verminderter Sehstärke (10), Sprachstörungen (10), Nackenkrümmung (9), Hydrocephalus, wörtlich “Wasserkopf” (8), Neurodermitis (8), spastischer Diplegie (8), postoperativen Wunden (7), verminderter Hörfähigkeit (6), Geburtstrauma (4), Schielen (4), Hautverbrennungen (3), Glaukomen (3), hormonellen Störungen (2), Hodenentzündungen (2), unwillkürlichen Bewegungen des Auges (2), Wachstumsstörungen (2), Gelenkentzündungen (1) und Rectum-Paralyse, einer schweren Funktionsstörung des Mastdarms (1). Bis 1998 trug das Tifliser Kinderkrankenhaus 937 dokumentierte Heilerfolge von M. zusammen - erzielt bei mehr als dreißig verschiedenen Krankheitsbildern. Die Bilanz erfasst sämtliche Kinder, die von der Heilerin innerhalb ihrer acht Klinikjahre behandelt wurden - das jüngste zwei Monate, das älteste vierzehn Jahre alt. 83 Prozent von ihnen waren von Polikliniken, Gesundheitsämtern, Dorfambulanzen und anderen medizinischen Einrichtungen überwiesen worden. Während M.s “Bioenergietherapie” fanden keine sonstigen Behandlungen statt. Verlauf und Ergebnis der Heilsitzungen wurden schulmedizinisch überprüft; nicht nur unmittelbar nach dem letzten Termin, auch sechs bis zwölf Monate später fanden bei allen behandelten Kindern ärztliche Nachuntersuchungen statt. Die atemberaubende Erfolgsbilanz, schriftlich attestiert vom Klinikdirektor und einer Leitenden Ärztin: 82 Prozent der Kinder wurden von ihren Leiden vollständig geheilt, bei allen übrigen waren zumindest Fortschritte zu verzeichnen. Wie rasch sich diese einstellten, verblüfft nicht minder: Je nach Schwere und Art der Erkrankung fanden ein bis drei 20- bis 45tägige “Therapieeinheiten” zu je 15 bis 20 Einzelsitzungen statt, nur selten war eine vierte nötig. In ihrem letzten Jahr in Tiflis, 1998, übernahm die Heilerin die Leitung der “Abteilung für Alternative Medizin” innerhalb der Klinik. Von Krankenhäusern in Belgrad, Budapest und Wien eingeladen, verblüffte sie Schulmediziner auch dort. Wie geht M. vor? Zunächst tastet sie mit der rechten Hand das “Biofeld” des Körpers, rund fünf Zentimeter über der Hautoberfläche, nach energetischen Störungen ab. In der Regel berührt sie den Patienten dabei nicht. Ist ein Organ gesund, empfängt sie keine Impulse. Pathologische Veränderungen verraten sich ihr an charakteristischen Empfindungen: Eine Infektion beispielsweise löst in ihrer Hand ein Kribbeln aus; Schmerzen nimmt sie als “nadelartige Stiche” wahr; von einer Geschwulst geht ein “wellenartiger Impuls” aus; eine funktionelle Organschwäche lässt ihre Hand leicht frieren, so als würde sie sich eiskaltem Wasser annähern. Daraus leitet die Heilerin eine Diagnose ab, wobei sie, wie in der traditionellen chinesischen Medizin, den Ausgangspunkt eines Leidens im System der Meridiane sucht, jener Leitbahnen, die alle Organe miteinander verbinden. Dann “reinigt” sie das Biofeld und “füllt es mit reiner kosmischer Energie auf”. Zusätzlich legt sie meistens Kompressen auf, getränkt mit Wasser oder Öl, das sie zuvor durch bloße Konzentration “energetisiert” hat. Im Jahre 1997 übersiedelte M. nach Deutschland, zusammen mit ihrer Tochter, einer hochbegabten Musikerin, der ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung die Chance eröffnete, an der Universität Frankfurt am Main zu studieren. Seither ist die Heilerin in einer gynäkologischen Praxisgemeinschaft in Frankfurt am Main angestellt, keine hundert Meter von der Deutschen Börse entfernt. Offiziell fungiert sie hier als “Beraterin für Bioenergie/Informationstherapie”, zur uneingeschränkten Zufriedenheit der Frauenärztin, die ihr Patienten zuweist: “Der inzwischen sehr große Zulauf von Patienten und die erfolgreiche Behandlungstechnik zeigen sehr eindrucksvoll die Fähigkeiten dieser Heilerin”, bescheinigt sie. “Wir sind sehr froh, dass wir unseren Patientinnen eine solche therapeutische Möglichkeit zukommen lassen können.” Was deutsche Kliniken davon abhält, herausragenden Heilern wie M. die gleiche Chance zu geben, wie Tifliser Pädiater sie scheuklappenfrei eröffneten, bleibt ihr Geheimnis. Weder staatliche Gesetze noch Standesrecht sprächen dagegen. Nachtrag: Eine Heilsitzung dauert bei ihr in der Regel 30 bis 45 Minuten; die erste kostet 80 Euro, alle folgenden 60 Euro. |