Der Lebensweg des gelernten Werkzeugmachers (geb. 1947 in Osterode/Harz) verdeutlicht, dass auch heute noch, fernab der Esoterikszene, traditionelle Heilerkarrieren möglich sind. Nachdem H.-J. neun Jahre lang in seinem Ausbildungsberuf gearbeitet hatte, war er zeitweilig als Berater und Verkäufer für gewerbliche Reinigungsmaschinen und -mittel tätig gewesen. 1976 starb seine Frau, vier Jahre nach der Heirat, bei einem Verkehrsunfall. Von 1980 bis 1999 war er Geschäftsführer zweier Gebäudereinigungsfirmen, "dann beendete ich meine manuelle Arbeit", genauer gesagt, er benutzte seine Hände nun, um zu heilen. Wie kam es dazu? Fünf Jahre zuvor, 1994, hatte er ein sonderbares Erlebnis: Auf ihn kam eine Bekannte zu, die an walnussgroßen Krampfadern an beidem Beinen litt. "Hilf mir mal, du kannst mir helfen", bat sie ihn unvermittelt. "Setz dich neben mich und denk daran, dass sie sich auflösen." Verblüfft ließ H.-J. sich darauf ein. "Es dauerte gut eine Stunde", erinnert er sich. "Mir wurde heiß, ich begann zu schwitzen, und ich spürte, dass mein ganzer Körper in Aufruhr war. Meine Bekannte meinte, sie spüre ihre Beine im Moment ganz stark. Es war aber noch keine Veränderung zu sehen. Doch rund zwanzig Stunden später waren die Krampfadern deutlich weniger dick, in den nächsten Tagen verschwanden sie vollkommen." In der Folgezeit häuften sich solche merkwürdigen Begebenheiten: "Geschäftskunden, die an Verspannungen, Kopfschmerzen, Erkältungen und dergleichen litten, sagten mir, ihre Beschwerden würden deutlich nachlassen, seit sie in meiner Nähe sind." Wie war das möglich? H.-J. "begann nach einer Erklärung zu suchen. Mediale und hellsichtige Menschen, die ich aufsuchte, sagten mir, ich sei ein Heiler. Ich solle keine Ausbildung machen, alles sei bereits in mir, alles, was ich wissen müsse, werde mir ‚durchgegeben'." Seither ist "die Kraft, die durch mich hindurchfließt, immer intensiver geworden. Ich arbeite nicht mit verbreiteten Methoden wie Reiki, Prana-Heilen usw. Die Heilenergie, die von mir ausgeht, sucht sich im Körper die Stellen, an denen sie arbeiten muss, um den Körper zu regenerieren. Von den Behandelten wird sie unterschiedlich empfunden: Die einen sprechen von Kälte- und Wärmeempfindungen, andere von Entspanntsein und Wohlfühlen." Nicht jeder, der sich hilfesuchend an ihn wendet, kann damit rechnen, von ihm behandelt zu werden: "Wenn der Patient vor mir sitzt, frage ich zunächst eine höhere Instanz, ob ich heilen kann und darf. Erst wenn ich ein OK bekomme, verbinde ich mich mit der göttlichen Heilkraft. Dann kann ich davon ausgehen, dass dem Betreffenden auf jeden Fall geholfen wird." Auf jegliche Werbung verzichtet H.-J. konsequent: "Die Menschen kommen nur über Empfehlung zu mir." Als oberste Gebote für einen guten, seriösen Heiler erachtet er "Ehrlichkeit, Korrektheit - und der Verzicht auf jeglichen Druck". Eine typische Heilsitzung dauert durchschnittlich 70 Minuten, sie kostet 80 Euro. (Für kranke Kinder gelten Sonderkonditionen.) Da H.-J. belastenden Umwelteinflüssen eine große Bedeutung beimisst, bietet er von Fall zu Fall an, Wasseradern und Elektrosmog aufzuspüren, Häuser energetisch zu reinigen.
An einem Nachmittag Ende Dezember 2011 empfing H.-J. einen Besucher, von dem er annehmen musste, es sei ein gewöhnlicher Patient: Er leide an „unerklärlichen Schmerzen im Rücken und den Beinen“, hatte dieser beim telefonischen Erstkontakt erklärt. In Wahrheit jedoch handelte es sich um einen IVH-Beauftragten, der H.-J.s Praxis einem „Screening“ unterzog. (Bei diesem Überprüfungsverfahren wird zunächst verdeckt nachgeforscht; erst im zweiten Teil eines solchen Termins geben sich unsere Screener als solche zu erkennen und konfrontieren die Besuchten mit ihren Eindrücken.) Beim ersten Telefonat, so berichtet unser Beauftragter – selbst Heiler -, habe H.-J. ihm sehr ausführlich erklärt, wie er arbeitet, wie er zum Heilen kam, wie seines Erachtens Körper, Geist und Seele zusammenwirken. Dabei erlebte er Horst als „freundlich, geduldig und einfühlsam, er gab bereitwillig Auskunft und zeigte Interesse“, es blieb „keine Frage offen“. Zum vereinbarten Termin wurde unser Beauftragter von H.-J. „sehr freundlich begrüßt, auch mit Getränk, ohne Wartezeit. Zunächst testete er meine Körperfunktionen und Beschwerden mit einem Pendel, wobei er eine sehr hohe Trefferquote erreichte, was meine Symptome betrifft. Danach übertrug er geistige Energie auf mich, was sofortige Entspannung brachte. Mit seinen Händen arbeitete H. auf meinen Wunsch hin besonders an meinen Problemzonen Lendenwirbelsäule und Steißbein. Am nächsten Tag ließ er eine Fernbehandlung folgen, um meine starken Schmerzen weiter zu lindern.“ Während der insgesamt vier Stunden erlebte unser Screener den besuchten Heiler als „hilfsbereit“ (Note 2), „kompetent“ (1), „vertrauenserweckend“ (1), „überzeugend“ (2) und „unaufdringlich“. Darüber hinaus lobte unser Screener die gebotene Umgebung: „Der Behandlungsraum befindet sich in einer großräumigen Blockhütte. Die Einrichtung ist angenehm und frei von übertriebenem esoterischen Beiwerk.“ Alles in allem empfahl der Abschlussbericht H.-J.´s Aufnahme in die IVH „uneingeschränkt“; diese erfolgte im Januar 2012.
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