"Es kommt einem so vor, als sei man auf einem fremden Planeten gelandet": So beschreibt Ruslan, wie er sich fühlte, als er im Mai 2002 in Deutschland ankam - aus den Steppen Kasachstans in Zentralasien, flächenmäßig das größte Binnenland der Erde, das sich über 2,8 Millionen Quadratkilometer zwischen dem Kaspischen Meer im Westen und dem Altai-Gebirge im Osten erstreckt.
Was zog ihn gemeinsam mit seiner Frau Snezhanna ("Susanna") über 4300 km hierher? "Wir wollten Kinder, und die sollten eine bessere Zukunft haben, als unsere Heimat sie ihnen je hätte bieten können." (2003 kam ihr Sohn zur Welt, 2005 ihre Tochter.)
Dieser Zukunft opferte Ruslan, Jg. 1973, eine beachtliche Karriere: In Kasachstan hatte er Universitätsstudien zum Betriebswirt und Juristen erfolgreich abgeschlossen; in Polizeibehörden war er im Dienstgrad eines Oberleutnants, mit bis zu 30 Untergebenen, unter anderem mit der Bekämpfung von Korruption, Steuerhinterziehung, Drogendelikten, Morden und anderen Kriminaldelikten, mit der Bewachung von Militäranlagen, mit Begleitschutz befasst gewesen. "Wie weit ich es dort noch hätte bringen können, war mir aber nicht wirklich wichtig" - denn immer schon hatte er seine eigentliche Berufung darin gesehen, eine natürliche Begabung zu entfalten, die in seiner Familie seit Generationen verwurzelt ist: das Heilen.
Schon Ruslans Großmutter väterlicherseits war eine weithin angesehene Heilerin, ebenso seine Mutter, die sich an Ruslans Geburtsort Kustanaj bis heute um vermeintlich "Unheilbare", von der Schulmedizin Aussortierte von nah und fern kümmert. Bei Ruslan zeigten sich entsprechende Fähigkeiten schon, "als ich 13 oder 14 Jahre alt war: Einen Freund, der mit Zahnschmerzen zu mir kam, konnte ich durch bloßes Handauflegen davon erlösen. Auf dieselbe Weise nahm ich vielen Leuten ihr Kopfweh." Seine Mutter förderte diese außergewöhnliche Begabung, und wäre es nach ihr gegangen, so hätte Ruslan Medizin studiert; doch dazu fehlten die finanziellen Mittel. Immerhin absolvierte Ruslan in seiner alten Heimat aber eine Ausbildung in klassischer Massage, er eignete sich Shiatsu (s. Glossar) und Yoga-Techniken an; eine 1991 ausgestellte Urkunde der Sowjetischen Gesellschaft für Yoga weist ihn als erfolgreichen Absolventen von Kursen in prophylaktischer und Heilmassage aus.
In Deutschland angekommen, musste Ruslan beruflich beim Punkt Null beginnen; seine kasachischen Diplome wurden hier nicht anerkannt, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als harte, schlecht bezahlte Gelegenheitsjobs anzunehmen. Doch an seinem Lebenstraum hält er unbeirrt fest: "Mit der Gabe des Heilens, die Gott mir geschenkt hat, möchte ich Kranken helfen, am liebsten von morgens bis abends, und davon irgendwann meine Familie ernähren können." Seit 1995 bietet er nebenberuflich seine Dienste als Heiler an; dabei verbindet er traditionelles Handauflegen mit Chakra-Therapie (s. Glossar) und Medialem Heilen (s. Glossar), Massage und Shiatsu (s. Glossar).
Wie er vorgeht, demonstrierte er im Juni 2010 dem IVH-Leiter persönlich, der dazu eine weibliche Testperson mitgebracht hatte, der Ruslan nie zuvor begegnet war. "Uns empfing ein äußerst freundlicher, humorvoller, warmherziger Heiler", heißt es im IVH-Besuchsprotokoll, "dank seiner herzlichen Gastfreundschaft haben wir uns im Nu beinahe wie zu Hause gefühlt." Er führte uns ins geräumige Wohnzimmer seiner Wohnung im 1. Stock eines Mietshauses; da er noch keine gesonderten Praxisräume hat, empfängt er Patienten vorerst hier. In der Zimmermitte hatte er eine Massageliege aufgebaut. Wer erwartet, zuallererst eingehend über seine Krankengeschichte befragt zu werden, wird enttäuscht: "Ich brauche keine ärztliche Diagnose, keine Arztberichte über frühere oder aktuelle Therapien. Ich muss nicht wissen, was war. Lieber vertraue ich meiner Intuition, sie sagt mir, was mit dem Hilfesuchenden los ist und wo ich ansetzen muss."
Der erste Teil unserer Probesitzung vollzieht sich in völliger Stille: Rund 10 bis 15 Minuten lang lässt der Heiler, seitlich neben dem Patienten stehend, ein Pendel, an dem ein Edelsteinring hängt, über verschiedenen Körperzonen kreisen, während er sie mit der anderen Hand teils berührt, teils mehrere Zentimeter Abstand hält: beginnend am Scheitel, dann über den Nacken, Rücken, Becken und Hüfte bis hinunter zu den Beinen und Füßen. Dann wendet er sich der Vorderseite zu: Gesicht, Hals, Brust, Bauch, Unterleib. "So stelle ich fest, in welchen Bereichen die Aura gestört, der Energiefluss blockiert ist." Abschließend schüttelt er beide Hände über einer brennenden Kerze aus. ("Auf diese Weise befreie ich mich von negativen Energien, die ich während des Abtastens aufgenommen habe.")
Nun berichtet Ruslan, was er "erspürt" hat: Sieben Problemzonen hat er entdeckt, von Muskelverspannungen im Nacken und Rücken über Sehprobleme - "Ihre Augen sind überanstrengt, vielleicht wegen zuviel Arbeit vor dem Computer" - und zeitweilige Herzbeschwerden bis hin linken Niere, beiden Eierstöcken und dem rechten Bein. Die IVH-Testperson ist verblüfft: "Stimmt alles! Ich bin beeindruckt! Sogar bei meinem rechten Bein lag er richtig: Das war nach einem Bandscheibenvorfall zeitweise gelähmt gewesen."
An diese erstaunlich treffsichere "Psi-Diagnose" schließt sich die energetische Behandlung an, bei welcher der Patient mit geschlossenen Augen und möglichst entspannt teils steht, teils sitzt. Mit beiden Händen fährt der Heiler den Körper der Testperson entlang, ohne ihn zu berühren; an den "Problemzonen" verharren sie länger. Dabei wird der Behandelten plötzlich seltsam warm, und "es kribbelt, als stünde ich unter Strom". Ebenso erstaunt bemerkt sie, wie in zwei "problematischen" Zonen, im Rücken und Unterleib, schlagartig ein leichter Schmerz auftritt, während der Heiler ihr seine Hände auf die Füße legt. Nach Abschluss dieser Probesitzung fühlt sie sich "leicht, frisch, rundum wohl". Gegen Ende "reinigt" der Heiler ein weiteres Mal seine Hände über einer Kerzenflamme. Für gewöhnlich, erklärt Ruslan, schließt die Behandlung auch eine eingehende Massage ein, die "am wirkungsvollsten ist, wenn sie nicht nur an bestimmten Stellen ansetzt, sondern den ganzen Körper einbezieht."
Nach zwei Stunden verabschiedeten sich der IVH-Leiter und seine Versuchsperson beeindruckt: "Wir waren zu Gast bei einem in vielen Hinsichten vorbildlichen Heiler", so schließt ihr Protokoll. "Nicht nur von seiner in 15 Jahren Praxis entwickelten Vorgehensweise beim Erkennen und Behandeln von gesundheitlichen Problemen waren wir angetan - sondern auch von seiner Hingabe, seiner Natürlichkeit, seiner Bescheidenheit, seiner Freundlichkeit, seinem aufrichtigen Anteilnahme."
Welche Leiden sprechen nach Ruslans Erfahrungen besonders gut auf eine solche Heilweise an? Er schildert eindrucksvolle Behandlungserfolge bei Herzerkrankungen - auch nach Infarkten -, bei Taubheitsgefühlen in Gliedmaßen, bei Folgesymptomen von Schlaganfällen, bei Neurodermitis und anderen Hauterkrankungen, bei Diabetes, Bluthochdruck und Ödemen, aber auch bei schweren psychischen Belastungen wie Depressionen. Allerdings sei Krebserkrankungen auf "geistig-energetischem" Wege besonders schwer beizukommen, räumt der Heiler ein.
Wie kann der Hilfesuchende zum Behandlungserfolg beitragen? "Er muss nicht unbedingt von vornherein überzeugt sein", stellt Ruslan klar. "Manchmal kommen auch Menschen zu mir, die anfangs recht skeptisch sind. Ihnen sage ich einfach: ‚Lassen Sie es uns trotzdem versuchen' - und oftmals verfliegen ihre Zweifel, sobald sie eine erste Symptomlinderung erleben." Allerdings warnt er Patienten davor, in ihm den "Gesundmacher" zu sehen, der ohne ihr Zutun Wunder zustande bringt: "Ich kann es nicht alleine, wir schaffen es nur gemeinsam."
Eine typische Heilsitzung nimmt bei Ruslan eine bis anderthalb Stunden in Anspruch, manchmal auch mehr, "wobei ich niemals auf die Uhr schaue. Stets nehme ich mir die nötige Zeit, die der Patient braucht." Für den ersten Termin berechnet er 25 Euro, alle weiteren kosten 50 Euro pro Stunde. Kindern und nachweislich Bedürftigen räumt er Sonderkonditionen ein. Gerne ist Ruslan auch zu Hausbesuchen im Umkreis von 30 km um seinen Wohnort bereit - also im gesamten Rhein-Neckar-Raum -, sofern ihm die Fahrtkosten erstattet werden (üblicherweise 30 Cent pro gefahrenem Kilometer).
Im Juli 2010 fand sich Ruslan zu einem Hausbesuch bei einer "Screenerin" der IVH ein, die ihn zunächst "verdeckt" unter die Lupe nahm, vorgeblich als gewöhnliche Patientin, die seit längerem ein "allgemeines Unwohlsein" plagt; erst gegen Ende des Termins gab sie sich als IVH-Beauftragte zu erkennen. Besonders gelobt wird in ihrem Bericht sein bescheidenes und unaufdringliches Auftreten: In diesen Hinsichten vergibt sie die Bestnote "1", ebenso für seine professionelle Massage. Allerdings monierte sie, dass "das Gespräch mit ihm etwas anstrengend war, weil er mit Deutsch Mühe hat; darunter leidet die Verständlichkeit seiner Erklärungen". Darauf angesprochen, gelobt Ruslan lächelnd Besserung: "Zu meiner neuen Heimat gehört leider eine der schwierigsten Sprachen der Welt."
|