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Heilen Reiki-”Meister” immer meisterlich?
(Forts.)


Und immer neue, vorgeblich tiefere, authentischere, noch wirkungsvollere Reiki-Varianten machen sich breit, mit einem chronischen, von Egomanie und Geltungsbedürfnis befeuerten Zersplitterungsdrang, dessen Exzesse selbst die kommunistische Bewegung mühelos in den Schatten stellen. Einige davon verstehen sich als "Erweiterung" von Usuis Rahmen: darunter das "Medicine Dharma Reiki" von Lama Yeshe und Paula Horan32, das "Karuna-Reiki" von William Lee Rand oder Gerda Edith Dreschers "Rei-Ki-Balancing", das Reiki-Praktizerende durch energetische "Fußöffnungen" verstärkt "erden" will33, oder das "Usui Reiki Ryoho Hikkei", das Meditationspraktiken und Handpositionen aus einem spät entdeckten Lehrbuch Usuis berücksichtigt.34 Zudem macht neuerdings eine japanische Urlinie von sich reden, die abseits der Hayashi-Zweige das Erbe Usuis zu bewahren trachtet - ausgehend von der Gesellschaft "Usui Reiki Ryoho Gakkai" mit Sitz in Tokio, die Usui 1926 gründete. Sie existiert bis heute und weist darauf hin, dass Hayashi nur einer von 16 Reiki-Lehrern war, die Dr. Usui persönlich einweihte - womit Erbansprüche weiterer 15 "Linien" mitzuberücksichtigen wären. Andere versuchen Neuartiges anzubieten, wie etwa der deutsche Reiki-Meister Walter Lübeck mit seinem "Rainbow Reiki", das "zu 20 Prozent aus traditioneller Grundlage und zu 80 Prozent aus Eigenentwicklung besteht"35 und Reiki unter anderem mit "Orten der Kraft", Mandalas, besonderen Essenzen, schamanistischen und radiästhetischen Praktiken verknüpft. Darüber hinaus wetteifern weltweit mindestens drei Dutzend weitere Reiki-Spielarten - von "Blue Star Reiki" über "Reiki Plus", "Diamant-Reiki" und "tibetanisches Reiki" bis hin zum "Neo Reiki" und "Reiki des Goldenen Zeitalters", ihrerseits zersplittert in Untergruppen und Verzweigungen, um Aufmerksamkeit, Anerkennung und Zulauf.36 Manche von ihnen verbinden Reiki-Gaben mit Edelsteinen, Bach-Blüten oder Aura-Soma.37
Zum Wettstreit der Schulen entscheidend beigetragen hat der ungelöste Dissens, wer in der Nachfolge des wahren "Großmeisters" und rechtmäßigen "Linienträgers" steht. Mikao Usui selbst hat derartige Titel nie benutzt; schon gar nicht kürte er sich zum ersten und einzigen "Großmeister", wie ihm die populäre Reiki-Literatur andichtet - auf diesen narzisstischen Schachzug kam erst die in Heldenepen und wohl auch mächtig in sich selbst verliebte Hawayo Takata. Wer nach legitimen Erben Usuis sucht, findet sie am ehesten in den Vorsitzenden der von Usui gegründeten Tokioter Gesellschaft; diese allerdings verfolgt die Exzesse der verwestlichten Reiki-Bewegung eher mit Befremden, arbeitet still, zurückgezogen und entsprechend mitgliederschwach, ist in erster Linie mit Selbstverwaltung und Mitgliederunterstützung befasst - und kennt bis heute keinerlei spezielle Auszeichnungen oder Privilegien.38

Mit der Inflation von «Eingeweihten» - innerhalb der organisierten Szene und erst recht außerhalb, von "freien" Meistern gefördert - ging ein rapider Qualitätsverfall in Ausbildung und Therapie einher, den selbst Insider beklagen. «Auch der unkritischste esoterische Zeitgenosse», räumt der bekannte Reiki-Meister Walter Lübeck ein, «kommt ins Grübeln, wenn sein Nachbar, der weder beruflich noch privat sein Leben auf die Reihe kriegt und soviel Ahnung von esoterischem Gedankengut hat wie eine Katze vom Eierlegen, plötzlich im Wochenendkurs-Schnellverfahren zu einer esoterischen (Schein-)Heiligkeit mit dem Titel <Reiki-Meister> befördert wird. Das stinkt genauso wie der im Sonderangebot eingekaufte Doktorhut von einer finanzschwachen Universität in einer Bananenrepublik.»39 Eine prominente deutsche Reiki-Frau der ersten Stunde, die 1986 von Furumoto initiierte Gerda Drescher aus Aschau am Chiemsee, schied inzwischen frustriert aus ihrem Verband aus: Der «überhandnehmende Wildwuchs» wurde ihr zuwider. «Grob gesagt, üben fast alle vor 1988 initiierten Reiki-Meister ihre Tätigkeit seriös aus», sagt sie. «Danach setzte ein innerer und äußerer Wertezerfall ein.»40
An zahlungswilligen Schülern üppig verdient wurde allerdings auch schon vor 1988 - mit Rechtfertigungen, deren Seriosität schon immer in Frage stand. Der hohe Preis, so tönt es nahezu einhellig aus den Reihen der Reiki-Repräsentanten, entspreche dem hohen Wert dieser Heilweise; außerdem sei er die Voraussetzung dafür, dass die vermittelte Energie auch heilend wirke, denn was umsonst zu haben sei, erwecke den Eindruck, nichts wert zu sein. Wer so argumentiert, qualifiziert alle anderen Heilweisen ab, die billiger zu haben sind - eine Anmaßung ohnegleichen. Arbeiten christliche Gebetsheiler, die allenfalls Spenden annehmen, etwa erfolgloser? Tat es Usui selbst? Von ihm ist inzwischen bekannt, dass er fürs Reiki-"Geben" bloß bescheidene Entgelte nahm, um seinen Lebensunterhalt zu sichern; "Einweihungen" machte er grundsätzlich davon abhängig, wie entwickelt ihm die Spiritualität und energetische Heilbegabung eines Schülers vorkam.41
Hart an der Grenze zur Verlogenheit windet sich das Argument: Wenn alles Energie ist, dann auch Geld - indem der Klient es herausrückt, schafft er den nötigen "Ausgleich" für die Energie, die ihm der Reiki-Praktizierende "gibt". Behandelten, denen derart legitimierte Honorarforderungen zugemutet werden, empfehle ich, dem Reiki-Geber ersatzweise die "Energie" uneingeschränkten Wohlwollens, tiefer Dankbarkeit und aufrichtiger Wertschätzung anzubieten - die "schwingen" mit Sicherheit "höher" und "reiner" als schnöde Euro-Frequenzen.
"Mit esoterisch bemäntelter Geldmacherei setzen Teile der Reiki-Bewegung zunehmend die Vertrauenswürdigkeit ihrer Heilweise aufs Spiel", empört sich einer, der nicht im Verdacht steht, keine Ahnung zu haben: Dr. Peter Gilgen, langjähriger Präsident der von ihm 1994 gegründeten "Reiki-Vereinigung Schweiz" (RVS) und selbst Reiki-Meister und -Lehrer. "Mancher Reiki-Meister wird mir entgegenhalten: ‚Wenn wir für die Meister-Einweihung fünf- bis siebeneinhalbtausend Euro verlangen, so bieten wir dafür auch eine mehrjährige Begleitung und ‚Hospitation' unserer Schüler an.' Bei genauerer Betrachtung stellt sich die Praxis einer solchen ‚Hospitation' folgendermaßen dar: Die Schüler dürfen dem Meister nachreisen, seine Kurse wiederholen und assistieren oder - oft unbezahlt - für ihn organisieren. Wenn ein Schüler dann wirklich einmal persönliche Hilfe und therapeutische Unterstützung braucht, hat der Meister oft keine Zeit oder lässt sie sich in seiner Praxis zusätzlich bezahlen. Wo bleibt da die tatsächliche Gegenleistung?" Zunehmend angewidert von der Vereinsmeierei im Heilerwesen allgemein und von den Auswüchsen der Reiki-Szene im besonderen, hat Gilgen sein RVS-Spitzenfunktionärsdasein inzwischen hinter sich gelassen: "Wann immer spirituelle Akte oder Gnadengeschenke - wie Einweihungen, Offenbarungen, Heilungen oder Absolutionen - erkauft werden müssen, steht nicht die geistige, sondern die materielle Gesinnung im Vordergrund, und die Vertrauenswürdigkeit bleibt auf der Strecke."42 Dazu tragen freilich nicht nur die Verführungskünste der "Meister" bei, sondern auch die speziellen Bedürfnisse derer, die sich von ihnen einfangen lassen: Wie die Reiki-Meisterin Karin Vorlauf berichtet43, sind die meisten Anwärter, die bei ihr anfragen, "eher bereit, 10'000 Euro für ein Wochenendseminar zu bezahlen, als die Mühsal einer mehrjährigen Ausbildung auf sich zu nehmen." Gleich zu gleich gesellt sich gern, auch in der Heilerszene.
Weil die Nachfrage mit dem Überangebot immer weniger Schritt hält, geht es allerdings längst auch billiger: "Meister"-Titel, die anfänglich zu fünfstelligen Summen weitergereicht wurden, sind mittlerweile schon deutlich unter tausend Euro zu haben. Den Preisrutsch mitausgelöst hat Eckard Strohms Reiki Association International (R.A.I.), die schon bis Anfang der neunziger Jahre rund 5000 Schüler ausgebildet haben soll44 - zu «Discountpreisen, die nicht mehr der Wertschätzung und Achtung von Reiki entsprechen», wie die beiden anderen Großorganisationen in einer Anzeigenkampagne wetterten. Der «Meister»-Grad war schon damals bei Strohm für rund 5000 Euro zu haben, also für die Hälfte der üblichen Ausbildungsgebühren.

Preisschlachten und andere interne Querelen könnten Patienten einerlei sein, sofern die Technik annähernd hält, was ihre «Meister» vollmundig versprechen. Die einschlägige Reiki-Literatur scheint zu kühnsten Hoffnungen zu berechtigen: Nicht weniger als 385 Störungen - von Haarausfall, Herpes und Hühneraugen bis hin zu Tumoren -  erklärt ein Offizielles Reiki-Handbuch für problemlos heilbar.45 Mit der wissenschaftlichen Absicherung solcher Verheißungen hapert es vorerst allerdings. Die enorme Verbreitung von Reiki steht bislang in geradezu groteskem Missverhältnis zu ihrer wissenschaftlichen Fundierung - obwohl die Chancen dafür eigentlich besonders gut stehen müssten, nachdem es längst auch in klinischem Rahmen praktiziert wird, insbesondere in den Vereinigten Staaten. Dort waren Reiki-Meister Anfang 2003 bereits in zwei Allgemeinkrankenhäusern, zwei Zentren für HIV-Infizierte und Aids-Kranke sowie auf sechs Krebsstationen im Einsatz46; sie leisteten Beistand auf Intensivstationen47 und in Operationssälen48, in Klinikabteilungen für Pädiatrie49, Geburtshilfe und Gynäkologie50, in Rehabilitationseinrichtungen51, auf Sozialstationen52, in Therapieprogrammen für Autisten, chronisch Schmerzkranke, unfruchtbare Frauen, neurodegenerativ Gestörte und chronisch Erschöpfte.53 Doch aus all diesen Einsatzgebieten dringen bisher fast nur Anekdoten der harmloseren Art nach außen, "eine systematische Evaluation hat nicht stattgefunden", wie die amerikanische Reiki-Meisterin Pamela Miles, Gründerin eines "Instituts zur Förderung komplementärer Therapien", in einem Forschungsüberblick einräumen muss.54 Die kolportierten Positiveffekte bewegen sich vornehmlich auf der psychologischen Ebene: verringerte Angst, gemilderte Schmerzen, verbessertes Allgemeinbefinden, nachlassende Gefühle von Einsamkeit, besserer Schlaf, größere Zufriedenheit mit der ärztlichen Versorgung55: eine reichlich dürftige Bilanz für eine energetische Heilweise, die wirkungsmächtiger sein will als alle anderen - und mehr als ein esoterisch verbrämtes Wellness-Paket.
Was an kontrollierten Studien über Reiki-Effekte bislang vorliegt, ist überraschend spärlich und methodologisch fast ausnahmslos drittklassig. So ergab ein sogenanntes "Forschungsprojekt" mit zwanzig Schmerzgeplagten, dass es ihnen nach einer einzigen 75minütigen Reiki-Sitzung weniger weh tat56 - über die Myriaden von konfundierenden Variablen gehen die Forscher großzügig hinweg. In einer von der Windana-Gesellschaft seit über zehn Jahren betriebenen "Reiki-Klinik" in Melbourne, Australien, soll Reiki bei Alkohol- und Drogenabhängigen immerhin für ein ausgeprägteres Selbstbewusstsein, tiefere Entspannung und inneren Frieden gesorgt haben57; über Entzugs- und Rückfallquoten schweigt man sich dabei lieber aus. Eine weitere Studie will bei Reiki-Behandelten ein Gefühl größerer innerer Sicherheit und einen "Sinn für Verbundenheit mit dem Therapeuten" festgestellt haben.58 Jeder beliebige Psychotherapeut, aber auch jeder gute Lebensgefährte, verständnisvolle Freund oder geistlicher Beistand brächte vermutlich nicht weniger zustande - auch ohne symbolgeschwängerte Ki-Kanalisationsarbeiten.
Bei genauerem Hinsehen setzt sich das in der Szene vielbeschworene "wissenschaftliche Fundament" von Reiki aus gerade mal zwei Bausteinen zusammen, die nicht gleich zerbröseln, sobald Gegenwind aufkommt: einer Serie von randomisierten, placebo-kontrollierten Blindstudien, die der amerikanische Heiler Daniel Wirth seit Anfang der neunziger Jahre durchführte - darunter auch zwei Fernheiltests -, sowie zwei kleinformatige Labortests. Tatsächlich konnte Wirth Fernheileffekte bei der Wundheilung, bei Blutwerten, bei Muskelaktivitäten und bei Schmerzen nach Extraktion eines Weisheitszahns nachweisen; weil Reiki-Geber hierbei gemeinsam mit Therapeutic Touch-Anwendern und LeShan-Heilern im Einsatz waren, erübrigen sich jedoch Rückschlüsse auf ihre spezifischen Therapieleistungen. (Auf Wirths Studien gehe ich in den Kapiteln 9 und 10 von Fernheilen, Band 2 ein.) Bei 48 gesunden Erwachsenen beeinflussten Reiki-Gaben Hämoglobin- und Hämatokrit-Werte, was auf eine verbesserte Fähigkeit des Bluts hindeutet, Sauerstoff zu transportieren.59 Allerdings waren die Versuchspersonen dabei unverblindet - ebenso wie in einer Studie mit 23 Gesunden, bei denen Reiki unter anderem den systolischen Blutdruck senkte, IgA-Werte (Immunglobulin der Klasse A) im Speichel erhöhte, entspannte und weniger ängstlich machte.60 Ob jede beliebige andere geistige Heilweise unter den gleichen Versuchsbedingungen nicht mindestens ebensoviel zustande gebracht hätte? Davon abgesehen haben sich inzwischen triftige Anhaltspunkte dafür ergeben, dass Wirth seine Studien zumindest schlampig angelegt, wenn nicht gar dreist betrogen hat. (Siehe Jerry Solfvin/Eric Leskowitz/Daniel J. Benor: “Questions Concerning the Work of Daniel P. Wirth”, Journal of Alternative and Complementary Medicine 11 (6) 2005, S. 949-950, hier nachzulesen im Online-Magazin des amerikanischen Arzts und Heilers Dr. Daniel Benor.)
Etliche weitere "Studien" sind allein schon wegen geringer Probandenzahlen kaum der Rede wert: etwa ein 1997 geführter "Beweis", dass Reiki elektrische Hautwiderstande an eben jenen drei von 40 gemessenen Akupunkturpunkten beeinflusst, die mit zunehmender Entspannung, verringertem Schmerz und erhöhter Mobilität zusammenhängen. Auf dem Weg zu dieser Erkenntnis hatten fünf (!) Patienten mit allerlei Diagnosen - von Multipler Sklerose über Lupus und Fibromyalgie bis hin zu einem Schilddrüsenkropf - im Laufe von neun Wochen elf Reiki-Sitzungen erhalten.61 Keinerlei Effekt zeigte sich dagegen in Tests, bei denen mittels Fern-Reiki der elektrische Hautwiderstand von zwanzig Meter entfernten Versuchspersonen beeinflusst werden sollte.62
Den bislang umfassendsten Überblick über den aktuellen Forschungsstand hat ein Psychologe der Universität Marburg, Moritz Harder, 2004 in einer Diplomarbeit vorgelegt.63 Bis er überhaupt zitierfähige Studien fand, stocherte er monatelang unergiebig im Nebel: In populärer Reiki-Literatur "ließen sich wissenschaftliche Studien nicht finden"; im Internet, aus dem ihm das die Suchmaschine Google über anderthalb Millionen Treffer für "Reiki" und 1110 für "Fernreiki" meldete, entdeckte er "kaum verwertbare Informationen, geschweige denn vollständig zitierte Studien"; bei protokollierten Berichten über 600 Fernreiki-"Sendungen", die ihm ein deutscher Reiki-Verein zur Verfügung gestellt hatte, handelte es sich ausnahmslos um "eine rein anekdotische Fallsammlung ohne Kontrollen". Durch systematische Literaturrecherche in Datenbanken konnte Harder schließlich elf Studien ausfindig machen, in denen die Wirksamkeit von Reiki experimentell überprüft wurde. Nur fünf davon erfüllten Mindeststandards wissenschaftlicher Qualität, d.h. hatten für Kontrolle, Randomisierung und (Doppel-)Verblindung Sorge getragen. Zwar kamen vier von ihnen zu signifikanten Ergebnissen - darunter alle drei Studien, in denen es um Fernreiki ging. Wie auch Harder fand, sind jedoch "sämtliche qualitativ akzeptablen Fernreikistudien mit LeShan konfundiert", so dass sich "aus ihnen keine definitiven Rückschlüsse auf eine Wirksamkeit von Fernreiki ziehen lassen". Damit liegt "de facto keine einzige qualitativ akzeptable Studie vor, die sich ausschließlich mit Fernreiki befasst.” Von den beiden übrigen Studien - sie erkundeten, was Reiki I-Eingeweihte in Anwesenheit von Behandelten zustande bringen - kam nur eine, nämlich die qualitativ schwächere, zu positiven Ergebnissen. Somit "gibt es letztendlich", wie Harder zusammenfasst, "für eine Wirksamkeit von Reiki letztendlich so gut wie gar keine wirklich fundierte empirische Evidenz" - für die Reiki-Bewegung ein belämmerndes Armutszeugnis. Immerhin ist Harder Inhaber des Ersten Reiki-Grads - die Unterstellung, negativ voreingenommen zu sein, braucht er nicht auf sich sitzen zu lassen.
Harder selbst machte für seine Diplomarbeit die doppelblind angelegte Probe aufs Exempel, und heraus kam dabei eine der methodisch saubersten Studien, die Reiki bisher gewidmet worden sind. Zwischen dem 29. April und 12. Juli 2002 führte er im Psychologischen Institut der Philipps-Universität Marburg 20 Versuchspersonen zusammen - 16 Frauen und vier Männer, zwischen 20 und 43 Jahren alt -, die als "Empfänger" von Reiki-Fern"sendungen" fungieren sollten. Hinzu kamen, als "Sender", 13 Reiki-Praktizierende, darunter zwei "Meisterinnen" und mehrere Meisterschüler. (Ihr Durchschnittsalter lag bei 43 Jahren; der jüngste war 26, der älteste 67.) Insgesamt führte Harder 100 Versuche durch, fünf pro "Empfänger". Empfänger und Sender hielten sich in verschiedenen Institutsräumen auf. Jeder Versuch sah drei potentielle "Sendezeiträume" vor, jeweils unterbrochen von fünfminütigen Pausen und eingeleitet von einer "Vorruhephase", in der die Empfänger sich entspannen, konzentrieren und die Aufmerksamkeit auf die "Fernbehandlung" richten sollten. Nur in einer der drei potentiellen "Sendephasen" wurde tatsächlich Fernreiki gegeben - wann, entschied ein Zufallsverfahren, über dessen Ergebnisse auch Harder selbst im ungewissen blieb.  Aufgabe der Empfänger war es herauszufinden, in welcher der drei Phasen sie Reiki bekamen. Die statistische Auswertung bescherte Harder eine restlose Enttäuschung: "Mit 33 Treffern unter 100 gültigen Versuchen wurde exakt die Ratewahrscheinlichkeit von einem Drittel erreicht." Reiki-Meister schnitten dabei keineswegs besser ab als Erst- oder Zweitgradler. Bei den ersten 40 Versuchen maß Harder mögliche unbewusste physiologische Reiki-Effekte mittels des "PcE-Trainers", eines von dem Wiener Biokybernetiker Gerhard Eggetsberger entwickelten Geräts, das über ein um den Kopf gelegtes Elektrodenstirnband elektrische Hautpotentiale ableitet; aber auch hierbei ergaben sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Fernreiki- und reikilosen Messzeiträumen. Dieser niederschmetternde Befund kostete Harder nicht nur manche vorherige Illusion, sondern auch die Freundschaft mit einer Reiki-Meisterin, die ihn bei der Studienvorbereitung eifrig unterstützt hatte, sich nun aber brüsk von ihm abwandte, beleidigt und empört.

Gefördert vom Center for Complementary and Alternative Medicine (NCCAM) der US-amerikanischen National Institutes of Health, laufen in den Vereinigten Staaten momentan drei größere Reiki-Studien: An der Universität von Michigan kommt Reiki bei diabetischer Neuropathie zum Einsatz64; am Albert Einstein Medical Center in Philadelphia wird untersucht, inwieweit Reiki die Lebensqualität und das "spirituelle Wohlbefinden" von Aids-Kranken in fortgeschrittenem Stadium verbessert.65 Reiki-Effekten bei Fibromyalgie wird an der Universität von Washington nachgeforscht.66 Ob von hier endlich "Fundierungen" kommen werden, bleibt abzuwarten. Dass sie den Überlegenheitsanspruch von Reiki gegenüber anderen energetischen Heilweisen untermauern werden, darf schon jetzt bezweifelt werden.

Von ordinärer «Geistheilung» grenzen sich die meisten Reiki-Therapeuten ab - mit schwer nachvollziehbaren Begründungen. «Ich bin kein Geistheiler, sondern Lehrer für die Anwendung der Reiki-Kraft», betont Karlsiegfried Kreische aus Wuppertal. In seinen Augen besteht «ein großer Unterschied» zwischen beidem: «Während die Geistheilung ganz gezielte Wirkungen hervorrufen kann, z. B. gezielt Bakterien abtötet oder Tumore auflöst, wirkt Reiki ausschließlich über die Selbstheilungskräfte des Patienten ein. Reiki gibt gleichsam lediglich die Information: <Funktioniere natürlich, tu, was du am besten kannst.> Der Organismus des Patienten weiß selbst am besten, wie eine Niere oder Leber funktioniert; Reiki hilft dem Organismus, die Funktionsfähigkeit auf allen Ebenen, so gut es eben geht, wiederherzustellen.» Geistheiler würden mit Energien arbeiten, die an ihre Person gebunden seien, behauptet der Reiki-Meister Walter Binder; wer Reiki praktiziere, mache sich dagegen zum Kanal einer unpersönlichen, göttlichen Energie.67 Nicht anders verstehen jedoch die meisten Geistheiler, was sie tun. Mit einem psychokinetischen «Zielen» auf Krankheitserreger oder beeinträchtigte Organe arbeiten die wenigsten, als «Kanäle» für göttliche Kraftströme aus dem Universum sehen sich die meisten. Insofern scheint die Abgrenzung willkürlich, das Motiv eher werbestrategischer Art. Ebenso fragwürdig sind vermeintliche Qualitätsunterschiede. Be-legt wurden sie bisher nie - wie auch Gerlinde inzwischen weiß.

Mehr als jede andere Heiltradition hat sich Reiki zu einem regelrechten Lifestyle ausgewachsen, dem nichts und niemand mehr zu entkommen droht. Konsequente Anwender "geben" Reiki bereits in Lebensmittel, ehe sie verzehrt werden; in die Gießkanne, ehe Blumen damit gewässert werden68; in Arzneimittel, um die Wirksamkeit zu erhöhen; in Autos, die nicht anspringen wollen; oder in Kosmetika, ehe sie ins Gesicht geschmiert werden.69 Da scheint es nur eine Frage der Zeit, bis Reiki auch Staubsaugern zur Düsenverstopfungsprävention verabreicht wird; oder Parkuhren zur Verlängerung der Kfz-Abstellzeit; oder Präservativen zur Erhöhung der Reißfestigkeit. Und natürlich sollte auch dieser Internetpräsenz hier schleunigst Reiki gegeben werden - auf dass sie um diese Seiten schrumpfen möge. Bestimmt hätte auch die westliche Heilerbewegung eine Hochdosis davon nötig, um ihr rosarot-zuckersüßes Reiki-Geschwür loszuwerden - denn je wilder es wuchert, desto mehr schadet es mit seinen hanebüchenen Auswüchsen der Reputation Geistigen Heilens, das sich in ihm zunehmend zu einer scheinheiligen, Lernwillige und Hilfsbedürftige gleichermaßen verarschenden Geldbeschaffungsmaschine pervertiert. Der Anteil unerfahrener, mäßig begabter, sich selbst überschätzender Heiler, die mit Etikettenschwindel und pseudospiritueller Technomanie wettzumachen suchen, was ihnen an therapeutischer Effizienz abgeht, war nie größer als heute. Mit dem Beitrag, den Reiki zu dieser desaströsen Entwicklung leistet, stellt es mühelos alle anderen Heiltraditionen in den Schatten. Wenigstens insofern.
 

Anmerkungen
in Fernheilen, Band 1:
Die Vielfalt der Methoden

Motiv Geistiges Heilen Geistheilung Handauflegen

aus
H. Wiesendanger: Fernheilen,
Band 1:
Die Vielfalt der Methoden.

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