| Ausblick Die Zukunft Geistigen Heilens - Eine Zeitreise ins Jahr 2100 Erweiterte Fassung eines Vortrags beim 6. Weltkongress für Geistiges Heilen (21. Psi-Tage) in Basel, 30.11.2003, veröffentlicht in FERNHEILEN, Band 1 (ab Mai 2004) Wie findet Geistiges
Heilen Eingang ins Gesundheitswesen?
Ich schlage vor, dass wir diese Frage einmal ganz unkonventionell und visionär angehen, nämlich sozusagen “von vorne”, aus einer möglichen Zukunft. Und deshalb lade ich Sie ein, mit mir in eine Zeitmaschine zu steigen. Die meisten theoretischen Physiker bezweifeln zwar nach wie vor, dass Zeitreisen möglich sind. Vielleicht gelingt so etwas ja dem einen oder
anderen überlichtschnellen Elementarteilchen - aber so monströsen Rudeln von Elementarteilchen, wie wir welche sind? Aber wir befinden uns ja bei den “Psi-Tagen” – also zeitreisen wir einfach trotzdem. Wir beamen uns ins Jahr 2100, einer Zeit, in der es auf unserem Kontinent nur noch zwei Staaten gibt: die USE, United States of Europe – und die Schweiz. Wir befinden uns bei den 118. Basler Psi-Tagen. In deren
Rahmen findet gerade der 55. Weltkongress für Geistiges Heilen statt – mit 200 Besuchern, und das ist immerhin Rekord, zumindest für die zweite Hälfte des 21. Jahrhunderts. Den Kongress eröffnet Bischof Pirmin Schneider, der Urenkel des legendären Mitbegründers der “Basler Psi-Tage”. Pirmin Schneider ist nicht nur deren fünfter Präsident, sondern zugleich auch der ranghöchste geistliche Würdenträger der Eidgenössischen Wiedervereinigungskirche, wie der Zusammenschluss
von Katholiken und Protestanten seit kurzem heißt. Pirmin Schneider gilt als einer der führenden Köpfe jener theologischen Bewegung, die in den christlichen Kirchen zur sogenannten “Remythologisierung” der Bibel geführt hat. Diese gipfelte in jenem historischen Beschluss des II. Ökumenischen Konzils im Jahr 2050, mit dem Psi-Forschung zur Datenquelle christlichen Glaubens erklärt und das Berufsbild des Paratheologen verankert wurde. Und Bischof Schneider kommt gleich zur
Sache: “Liebe Glaubensbrüder”, so beginnt er seine Festansprache, “an der Schwelle zum 22. Jahrhundert kommen wir leider nicht um das Eingeständnis herum: Geistiges Heilen ist voll ins Gesundheitswesen integriert.” Entsetztes Raunen im Publikum. Schneider fährt fort: “Und wir müssen uns klarmachen, wie es zu dieser verheerenden Fehlentwicklung kommen konnte.” Zustimmendes Gemurmel im Publikum. Den weiteren Vortrag von Bischof Schneider zitiere ich nun im
Wortlaut: “Liebe Brüder und Schwestern im Glauben. Wie Ihr alle wisst, wurde die Wende einst vom mächtigsten Mann der Welt eingeleitet, wenn auch unfreiwillig. Es war im Jahr 2015, als um den amerikanischen Präsidenten Arnold Schwarzenegger die Gerüchteküche brodelte. Bei öffentlichen Auftritten überkamen ihn immer häufiger minutenlange Hustenanfälle, und selbst während des Gottesdienstes behielt er stur seinen Hut auf, tief in die Stirn gezogen; sein Gesicht wirkte leichenblass,
die Stimme dünn und kraftlos, der Body dramatisch abgemagert. Was war los mit ihm? Dem BLICK entgeht nichts, und deshalb platzte die Bombe, als das große Schweizer Boulevardblatt mit einer Enthüllungsstory ihres Washington-Korrespondenten aufmachte: Der Präsident hat Lungenkrebs, in fortgeschrittenem Stadium. In den zurückliegenden Monaten hatte er sich insgeheim von den weltweit führenden Tumorspezialisten (Onkologen) operieren, bestrahlen und chemotherapieren lassen, und sogar eine
brandneue Gentherapie probierte er aus – vergeblich. Der Primärtumor hatte inzwischen schon Metastasen in Leber, Nieren und Gehirn getrieben. Wochenlang nahm die Weltöffentlichkeit bewegten Anteil am tapferen, aber scheinbar aussichtslosen Todeskampf des Präsidenten. Doch dann, beinahe von einem Tag zum anderen, schien er plötzlich wieder aufzublühen. Die Hustenanfälle verschwanden, die Leichenblässe entwich seinem Gesicht, der Hut blieb schließlich weg, und darunter kam dichtes,
wohlgeföntes Haupthaar zum Vorschein. Was war da so plötzlich geschehen? Das Weiße Haus hüllte sich in Schweigen, doch dem BLICK entging auch diesmal wieder nichts, denn er fand heraus: CIA-Agenten hatten die 33. Basler Psi-Tage besucht und dort insgeheim mehrere Heiler angeworben, die sich daraufhin teils handauflegend, teils fernbehandelnd um den Präsidenten kümmerten. “Wunderheiler retten US-Präsidenten”: eine Sensation ohnegleichen. Monatelang beherrschte sie die
Schlagzeilen rund um den Erdball, auf allen Fernsehkanälen gab sie Anlass zu Sondersendungen. In einer weltweit live übertragenen Rede an die Nation bekannte sich Schwarzenegger unverblümt zu seiner Geistheilung und schloss mit dem berühmten Satz: “Not only me, all people have a natural right to be healed no matter how.” Zwar sei auch ihm, Schwarzenegger, bewusst, dass bisher niemand wisse, wie Geistiges
Heilen eigentlich funktioniere: “But as a guy from America, I have learned to be pragmatic. And as a Christ, I have learned that we should not refuse a gift from God even if we don´t understand it.” Auf Schwarzeneggers Betreiben bewilligten Senat und Repräsentantenhaus kurz darauf die gigantische Summe von 84 Milliarden US-Dollar – so viel war kurz zuvor eingespart worden, weil die USA darauf verzichtet hatten, den Dritten Golfkrieg zu führen; diese 84 Milliarden
flossen in ein weltweites Forschungsprogramm zur Wirksamkeit Geistigen Heilens. Zum selben Zweck stellte die UN-Vollversammlung der Weltgesundheitsorganisation WHO für Heilerstudien weitere 50 Milliarden US-Dollar zur Verfügung. Derart üppig finanziert, fanden in den darauffolgenden fünf Jahren rund um den Globus, koordiniert von den Universitäten Princeton, Harvard und Stanford, über 500 randomisierte, placebo-kontrollierte, prospektive, multizentrische Dreifach-Blindstudien statt, in die
insgesamt über 100‘000 chronisch Kranke mit den verbreitetsten Diagnosen und ebenso viele Heiler der unterschiedlichsten Traditionen einbezogen wurden. Den Schlussbericht dieses beispiellosen Forschungsprojekts verlas am 1. April 2020 UNO-Generalsekretär Christoph Blocher (geb.1940; Michael Jackson) vor der UN-Vollversammlung, und bei der Live-Übertragung von Sao Paulo bis Tokio, von Rejkjavik bis Kapstadt hingen vier Milliarden Menschen gebannt an seinen Lippen. Die wichtigsten Befunde
lauteten: - Geistiges Heilen wirkt statistisch hochsignifikant. - Bei nahezu allen chronischen Leiden erhöht es deutlich die Lebenserwartung, kann es Symptome lindern oder gar beseitigen, das Rezidivrisiko senken, Allgemeinbefinden und Lebensqualität verbessern. - Es verträgt sich mit jeder herkömmlichen medizinischen Maßnahme und steigert deren Wirksamkeit. All das wäre bei den “Basler Psi-Tagen” zwar schon dreißig Jahre zuvor zu hören gewesen
– aber erst jetzt gehörte es zum Allgemeinwissen. Die Schwarzenegger-Heilung wurde zum Schneeball, der eine Lawine in Gang setzte: Weltweit liberalisierten Parlamente ihre Gesundheitsgesetze nach dem Vorbild Großbritanniens, der Niederlande und einiger Schweizer Kantone, so dass Geistheiler fortan uneingeschränkt arbeiten konnten, solange sie nachweislich niemandem Schaden zufügten. Das bedeutete freilich nicht, dass nun jeder drauflostherapieren durfte, der sich
dazu berufen fühlte. Ende 2020 unterzeichneten 250 Staaten auf einer UNO-Konferenz in Genf eine Konvention, die mehrere Heilerorganisationen vorbereitet hatten: Sie etablierte den “Diplom-Heiler” als vierten, voll anerkannten Heilberuf neben Ärzten, Psychotherapeuten und Heilpraktikern. Diesen Titel durfte allerdings nur führen, wer vor einer Prüfungskommission ein fundiertes theoretisches und historisches Wissen um seine Heilmethode bewies, ihre Anwendungsweise vorführte, die
einschlägigen Sanitätsgesetze sowie einen berufsständischen Ehrenkodex stotterfrei aufsagte, Empfehlungsbriefe von zehn Klienten und fünf Heilerkollegen vorlegte, eine mindestens einjährige Ausbildung an einer staatlich anerkannten Heilerschule sowie mehr als ein Jahr Berufserfahrung vorwies und im Kreuzverhör einen charakterlich tadellosen, moralisch gefestigten Eindruck hinterließ. Für Behandlungen durch solche Heiler übernahmen Krankenkassen fortan die Kosten. Bis zum Jahr 2025
verhundertfachte sich daraufhin in der westlichen Welt die Zahl der hauptberuflichen Geistheiler. Ihre Dienste wurden, Repräsentativumfragen zufolge, von 98 Prozent aller chronisch Kranken in Anspruch genommen – nicht erst in höchster Not, sondern schon in frühen Krankheitsstadien. Damit einher ging ein kultureller Umbruch, dessen Ausmaße durchaus an die Erfindung des Rads, des Buchdrucks, der Dampfmaschine, der Telekommunikation und des Computers heranreichten. Geistiges
Heilen wuchs sich zu einem globalen Lifestyle aus, dem nichts und niemand mehr entkam. Nicht nur für Therapeuten aller Art, sondern für jegliche sozialen Berufe – vom Lehrer über den Telefonseelsorger bis hin zum Babysitter und Bewährungshelfer – wurde Geistiges Heilen zum obligatorischen Ausbildungsinhalt. Von Kultusministern verordnet, wurden alle Heranwachsenden schon im Kindergarten in den Ersten Reiki-Grad eingeweiht, in der Grundschule in den Zweiten Grad, und ohne den
Dritten gab´s keinen höheren Schulabschluss mehr. Wer Asyl wollte, einen neuen Job oder eine neue Wohnung, wurde zuallererst einem Aura-Screening unterzogen. Parlamentssitzungen und Gerichtsverhandlungen begannen grundsätzlich mit einer gemeinsamen Heilmeditation. Außen-, Verteidigungs- und Innenministerien richteten Abteilungen für intentionale Fernbeeinflussung ein, Finanzbehörden verhinderten Steuermindereinnahmen durch Mantras und Mudras. Das Terrornetzwerk El Kaida resonierte
friedfertigst mit den spirituellen Hochfrequenzen, die ihnen eine Hundertschaft von Prana-Heilern zufließen ließ, seit ein atomarer Sprengkopf, abgefeuert von einem als Eselskarren getarnten Raketenwerfer, das Weiße Haus pulverisiert hatte; und 333 Heiler-Dreiecke, koordiniert von der Genfer Zentrale der Theosophischen Gesellschaft, bearbeiteten ebenso zielsicher wie erfolgreich das Kronenchakra Osama Bin Ladens, nachdem der Radiästhesie-Ausschuss des Weltsicherheitsrats zweifelsfrei die
afghanische Berghöhle ausgependelt hatte, in die sich der Terrorchef seit seiner plastisch-chirurgischen Umwandlung in Donald Rumsfeld zurückgezogen hatte. Vereinspräsidien, Parteivorstände und Aufsichtsräte wurden unter auradiagnostischen Gesichtspunkten zusammengestellt. Keine Großveranstaltung fand mehr ohne Massenheiler statt, die das Kollektiv vorweg energetisch harmonisierten. Standesbeamte schlossen Ehen nur noch, wenn die Heiratswilligen eine notarielle Beglaubigung vorlegten, dass
bei ihnen zuvor ein energetischer Abgleich stattgefunden hatte. Neun von zehn Bürgern schliefen unter einem Pyramidengestell, tranken Lichtwässer und trugen heilenergetisch aufgeladene Amulette um den Hals; der unbelehrbare Rest zahlte Pranaverweigerungssteuer. Als Begrüßungsritual wurde gegenseitiges Händeschütteln ersetzt durch gegenseitiges Handauflegen, um gleich zu Beginn jedes Sozialkontakts sicherzustellen, dass die Energien der Beteiligten harmonisch hin- und herflossen. Man gab Ki,
die universelle Heilenergie, in Speisen und Getränke, ehe sie verzehrt wurden; in die Gießkanne, ehe Blumen damit gewässert wurden; in Arzneimittel, damit sie noch wirksamer und verträglicher wurden; in Kosmetika, ehe sie ins Gesicht geschmiert wurden. Die konsequentesten Vertreter der weltweiten Heilerbewegung verabreichten Reiki auch ihren Staubsaugern, zur Prävention von Düsenverstopfungen; von Parkuhren, zur Verlängerung der Kfz-Abstellzeit; oder Präservativen, zur Erhöhung der
Reißfestigkeit. Anfliegende Schnalen prallten an Qi-Sperren ab, und Kakerlaken wurden mit universeller Liebesenergie aus Häusern hinausgeleitet. Jäger gaben Ki in ihre Flinten, Raucher in ihre Glimmstengel, Sparer in ihre Geldbeutel und griechische Klofrauen in die allzu engen Abflussrohre ihrer Toilettenschüsseln. Kurzum: Das New Age of Healing war über die Menschheit hereingebrochen. Über diese Neuorientierung waren freilich längst nicht
alle glücklich, speziell im Gesundheitswesen. Weil der Medikamentenverbrauch weltweit deutlich sank, brachen die Umsätze von Arzneimittelherstellern weg, und Pharmaaktien stürzten ins Bodenlose. Aber auch etablierte Heilberufe meldeten massive Einnahmeausfälle. Heilpraktiker und Psychotherapeuten jammerten, am lautesten aber Ärzte. Und sie reagierten. Ärztekammern stellten es ihren Mitgliedern frei, mit Heilern unbegrenzt zu kooperieren. Bis zum Jahr 2030 arbeiteten daraufhin in 80
Prozent aller Kliniken und bei über 95 Prozent aller niedergelassenen Ärzte Heiler mit, und jeder zweite Arzt hatte sogar schon selber eine Heilerausbildung absolviert. Bei Ärzten, die sich dagegen sperrten, leerten sich die Wartezimmer, häuften sich Konkurse. Aber auch die Heilerszene erlebte massive Umbrüche. Heiler ohne Anbindung an medizinische Einrichtungen verschwanden allmählich vom Markt. Denn vor die Wahl gestellt, einen freischaffenden Heiler oder ein Arzt-Heiler-Team zu
konsultieren, bevorzugten die meisten Patienten verständlicherweise die zweite Alternative. Doch diese euphorische Phase währte nicht lange. Ernüchterung folgte, zu der eine massive Öffentlichkeitsarbeit der Pharmaindustrie beitrug. Im Jahre 2035 zog der Global Healing Report (Weltheilerreport) der WHO eine geteilte Zwischenbilanz: Zwar habe die volle Integration von Heilern ins Gesundheitswesen statistisch signifikant Heilungsquoten erhöht
und Behandlungskosten gesenkt – aber bei weitem nicht im erhofften Ausmaß. Als Hauptgrund dafür nannte der Report, dass das Berufsbild des “Diplom-Heilers” sich als ungeeignet erwiesen habe, therapeutische Qualität sicherzustellen. Wörtlich hieß es dazu im Report: “Nachdem ein angehender Heiler alle Bedingungen für ein Heiler-Diplom erfüllt hat, bleibt immer noch die Frage offen: Kann er wirklich heilen? Das heißt: Beruhen seine Erfolge nicht bloß auf Suggestion, Autosuggestion und Placebo-Reaktionen, sondern darauf, dass er jene physikalischen Phänomene, die er angeblich nutzt, auch tatsächlich kontrolliert einzusetzen versteht?” Der Report schloss mit einem Seitenhieb auf Schwarzeneggers historische Fernsehansprache: “Vielleicht waren wir im ersten
Überschwang zu pragmatisch. Vielleicht hätten wir doch zuallererst eine Erklärung finden müssen, wie Geistiges Heilen wirkt – und Methoden, mit denen zweifelsfrei festzustellen ist, wann es stattfindet. Beides steht noch aus.” Doch der erhoffte Durchbruch ließ nicht lange auf sich
warten. Im Jahre 2040 wurde der Nobelpreis für Physik an einen Wissenschaftler vergeben, der eine bahnbrechende Entdeckung in Bezug auf das Geistige Heilen gemacht hatte. Der Wiener Professor Alfred Zweistein wurde für seine Arbeiten zum sogenannten H-Feld ausgezeichnet (eine Abkürzung für Healing Field). Ein solches war schon im 20. Jahrhundert von mehreren Biophysikern postuliert worden, gestützt auf Erkenntnisse aus der Quantenphysik. Anlässlich der Preisverleihung erinnerte
Zweistein an den Ausgangspunkt, nämlich das sogenannte “Bell-Theorem”: Angenommen, wir trennen zwei subatomare Partikel und bringen sie zu entgegengesetzten Enden des Universums. Nun führen wir im einen Partikel eine Änderung des Spins herbei, des Drehimpulses. Ohne jegliche Zeitverzögerung ändert sich daraufhin der Spin des anderen Partikels im selben Maße. Von sogenannten “lokalen” Ereignissen in unserer vertrauten Alltagswelt unterscheiden sich solche Phänomene vor
allem in dreierlei Hinsichten: - Sie treten unvermittelt auf. Das heißt: Keinerlei Kraft, Energie oder Signal propagiert sie. - Das Ausmaß der korrelierten Veränderungen nimmt bei zunehmender Distanz nicht ab. - Sie treten unmittelbar auf – sofort, ohne Zeitverzögerung. Geschieht nicht eben dies, wenn Geistheiler fernbehandeln? “Trotz zwingender Evidenz für diese Phänomene”, so zieht Zweistein
Parallelen, “gibt es schlicht keinerlei Beweis dafür, dass irgendeine vermittelnde Energie beteiligt ist, wenn sie stattfinden. Mit anderen Worten, Fernheilungen scheinen unvermittelt zu sein. Ebensowenig schwächen sich die Heilergebnisse mit wachsendem Abstand ab. Noch können diese Effekte vermindert werden, indem man die Behandelten in Faraday-Käfige steckt. All das lässt vermuten, dass wir es mit einem wahrhaft nonlokalen Phänomen zu tun haben.”
Wie Zweistein experimentell nachweisen konnte, machen sich fähige Heiler eben dieses H-Feld zunutze. In einem besonderen Bewusstseinszustand sind sie imstande, das H-Feld mit Informationen regelrecht zu “imprägnieren” – und zeitgleich kommt es bei Patienten zu entsprechenden Feldveränderungen, egal wie weit sie entfernt sind. Nicht nur Geistheilungen, auch Telepathie und Psychokinese beruhen nach Zweistein letztlich auf diesem Prinzip.
Aber wie setzt man die Feldphysik des Geistheilens in Medizin um? Ärzte behandeln schließlich keine nonlokal verschränkten Quanten, sondern so voluminöse Quantenhaufen wie unsereins. Die Suche nach einer Umsetzung von Theorie in Therapie schien aussichtslos - bis zu jenem historischen 30. November 2050, als während der 68. Psi-Tage auf dem Basler Messeplatz Außerirdische landeten – so glaubte man zumindest. Schwarzeneggers Pressesprecher dementierte, dass es sich dabei um
Terminatoren handelte. Die Ufo-Insassen selbst beteuerten, sie seien Zeitreisende aus unserer eigenen Zukunft, die eigentlich Erich von Däniken treffen wollten, sich beim Beamen aber ein wenig im Kalender vertan hätten. Dafür sprach ihr reines Schwyzerdütsch, das sich auf der Erde als einzige Nationalsprache bis ins neunte Jahrtausend nach Christus erhalten habe, wie sie versicherten. Im Reisegepäck hatten sie als Gastgeschenk zwei handygroße Instrumente, die sie selber
“HD-1” und “HD-2” nannten, samt der Baupläne dazu. (“HD” sei eine Abkürzung für “Heildetektor”, so erklärten sie.) “HD-1” zeigte mit einem violett blinkenden Lämpchen an, ob es einem Heiler tatsächlich gelungen war, das “H-Feld” mit einer therapeutischen Information zu imprägnieren. “HD-2” meldete mit einem Oberton, ob beim Patienten eine entsprechende Information ankam und in ihm Selbstheilungsprozesse
in Gang setzte. Und diese beiden Geräte revolutionierten die menschliche Heilkunst in Windeseile. Schon im Jahr 2060 waren 99,5 Prozent aller Arztpraxen und Kliniken damit ausgestattet; und jeder Patient bekam in der Apotheke gratis einen “HD-2” ausgehändigt. Jetzt endlich war es möglich, zwischen Heilern zu unterscheiden, die bloß suggestiv Erfolge erzielen, und solchen, die tatsächlich imstande waren, Heilungsprozesse auf biophysikalischem Weg
in Gang zu setzen. Eine staatliche Zulassung als Heiler erhielt jetzt nur noch, wer vor einer Prüfungskommission, die ausschließlich aus Biophysikern und Medizinern bestand, die beiden Detektoren zuverlässig zu Ausschlägen veranlassen konnte. Die Folge war ein gnadenloser Selektionsprozess in der Heilerszene. Neun von zehn Heilern verschwanden vom Markt, und die Prüfungskommissare ihrer Verbände füllten beschäftigungslos die Flure der Arbeitsämter. In den darauffolgenden
Jahren stiegen die Remissionsquoten chronisch Erkrankter tatsächlich sprunghaft an. Aber auch jetzt blieb die Situation unbefriedigend: Denn selbst die besten Heiler halfen nur manchen, nur manchmal, und selten im erwünschten Ausmaß und Tempo. Doch auch diesmal kam wieder Beistand aus der Zukunft. Im Jahre 2070, mitten in der Eröffnungsveranstaltung der 88. Basler Psi-Tage, materialisierte sich auf dieser Bühne hier eine Lichtgestalt, die sich als nächste Wiedergeburt von Chris Griscom
vorstellte. “Chris +”, wie sie sich nannte, hatte in ihrer gerade laufenden Inkarnation vor allem ihre technischen Talente verfeinert - und einen geradezu fantastischen Apparat entwickelt, “The Perfect Healer”, kurz PH. Auf den ersten Blick ähnelt er Geräten, wie sie von Radionikern schon seit hundert Jahren eingesetzt werden, passt praktischerweise aber in jede Jackentasche. Diese
Vorrichtung ist imstande, die quantenbiophysikalischen Vorgänge, die an Geistigem Heilen beteiligt sind, weitaus dosierter, gezielter und zuverlässiger in Gang zu setzen, als dies selbst den fähigsten menschlichen Heilern ab und zu intuitiv gelingt. Zudem machte der PH endlich nebenwirkungsfreie Geistheilungen möglich. Geistheilende Menschen hingegen konnten, wenngleich unbeabsichtigt, stets therapeutischen Schaden anrichten, weil ihre sensorischen, informationsverarbeitenden und
intentionalen Kapazitäten nicht annähernd ausreichten, die am Heilvorgang beteiligten physikalischen Vorgänge auch nur annähernd zu erfassen und zu beherrschen. Duplikate des “Perfect Healer” wurden nun überall im Gesundheitswesen verbreitet – und Heiler ausgegrenzt, denn fortan schienen sie überflüssig. Auch ohne sie stieg die statistische Lebenserwartung sprunghaft an: bei
Männern auf 95 Jahre, bei Frauen auf 107. Darauf reagierten Heilerverbände weltweit mit Empörung. Geistiges Heilen, so betonten sie in einem gemeinsamen Memorandum, sei doch keineswegs bloß ein quantenphysikalischer Trick besonderer Art. Es gehöre weitaus mehr dazu: nämlich spirituelle, liebevolle Fürsorge. Doch mit dieser Argumentation standen sie auf verlorenem Posten. Denn längst hatte sich in der Humanmedizin eine Zwei-Komponenten-Theorie Geistigen Heilens durchgesetzt, die in
jedem Lehrbuch nachzulesen war. Demnach besteht Geistiges Heilen aus einer biophysikalischen und einer psychologischen Komponente. Die biophysikalische hatte nun der “Perfect Healer” von “Chris +” übernommen. Und die psychologische? Dafür waren jetzt eigens geschulte Psychotherapeuten zuständig, die
an Kranke weitaus differenzierter, variabler und individueller als die meist intuitiv vorgehenden Laienheiler weitergaben, woraus Geistiges Heilen sonst noch besteht: Aufmerksamkeit, Zuwendung, Suggestion, ein Leidensmythos - und Sinn. Aus dieser veränderten Situation wurden weltweit, zum Schutz der Volksgesundheit, harte juristische Konsequenzen gezogen. Einer UNO-Resolution folgend, verabschiedeten bis zum Jahre 2080 sämtliche nationalen Parlamente den Mental Healing Act (MHA): Geistiges
Heilen durfte demnach nur noch von Ärzten, medizinischen Biophysikern und Psychotherapeuten nach abgeschlossenem Hochschulstudium ausgeübt werden. Wer bei Hilfesuchenden den Eindruck erweckte, er könne sie geistig heilen, ohne die geforderte Qualifikation vorzuweisen, beging eine Ordnungswidrigkeit, die mit Bußgeldern bis zu 50'000 UN-Dollar geahndet wurde, im Wiederholungsfall mit bis zu fünf Jahren Strafkolonie auf dem Mond. “Denn von Laienhelfern, die ihre intuitiven
Heilfähigkeiten überschätzen, geht eine erhebliche Gefahr für Patienten aus”, so hieß es in der UNO-Resolution. “Im Vertrauen darauf verzögern oder unterlassen Hilfesuchende womöglich notwendige medizinische Massnahmen – einschließlich der Betreuung mittels Geistigen Heilens in seiner wissenschaftlich gesicherten, professionell angewandten Form.” Und das war das klägliche Ende des Heilers als eines eigenständigen Akteurs im Gesundheitswesen. Seither leben wir
zwar in einer Welt des Geistheilens – aber ohne Geistheiler. Inzwischen geht es um Geistiges Heilen nur noch auf Fachtagungen von Physikern, Medizinern und Psychologen. Niemand kommt mehr auf die Idee, es “paranormal” zu nennen. Denn es scheint enträtselt, ganz und gar. An dieser Stelle von Bischof Pirmin Schneiders Vortrag stöhnt das Publikum erneut auf, überwältigt von depressiven Anwandlungen, und manche Träne fließt. Rhetorisch geschickt greift der
“Psi-Tage”-Präsident die Missstimmung auf: “Müssen wir das einfach hinnehmen?”, ruft er aus. “Sollen wir uns damit abfinden?” Die Antwort gibt er sogleich selber: “Niemals! Denn wozu hat diese verheerende Entwicklung denn in Wahrheit geführt: Sie hat Gott verleugnet. Sie hat so getan, als spiele Er, der Allerhöchste, keine Rolle, wenn Heilung geschieht. Ist das nicht eine ungeheure Blasphemie? Woher sollte
dieses H-Feld denn kommen, wenn Gott es nicht geschaffen hätte? Wie hätte “Chris +” überhaupt aus der Zukunft zu uns kommen können, wenn Gott uns nicht eine Zukunft geschenkt hätte? Deshalb hält unsere Wiedervereinigungskirche unbeirrt daran fest: Geistheilungen zeugen von der Macht Gottes. Nur wir erfassen ihr tiefstes und reinstes Wesen, nur wir wenden es wahrhaft im Sinne des Schöpfers an.” Die 200 Zuhörer bekreuzigen sich seufzend und intonieren ein einstimmiges
“Amen”. Dann verlassen sie erhobenen Hauptes langsam den leeren Kongresssaal und verlieren sich im Dunkel des nächtlichen Basel. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie in hundert Jahren immer noch. Mehr dazu in Fernheilen, Band 1 (ab Mai 2004) sowie in Geistiges
Heilen für eine neue Zeit - Vom “Wunderheilen” zur ganzheitlichen Medizin, Kap. 9 (“Ausblicke”): “Hat Geistiges Heilen Zukunft? Wege und Irrwege aus dem sozialen Abseits” |