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“Ich denke niemals an die Zukunft.
Sie kommt früh genug.”

Albert Einstein

 

Wie läßt sich ein Nichts erkunden: etwas, das in der Gegenwart (noch) nicht existiert? Schätzungsweise 4000 Futurologen weltweit sind da zuversichtlich: Vertreter einer aufstrebenden Wissenschaft am Rande des akademischen Forschungsbetriebs, die in den sechziger Jahren Konturen anzunehmen begann. Ausgehend von vergangenen und gegenwärtigen Trends erarbeiten (“extrapolieren”) sie Prognosen und Szenarien, nach deren Wahrscheinlichkeit sie fragen.

Wie irrtumsanfällig diese Vorgehensweise freilich ist, macht schon ein Blick in die allererste Ausgabe des führenden Fachjournals The Futurist deutlich. (Es erscheint seit 1967.) Von 34 darin getroffenen Voraussagen trafen manche zwar tatsächlich ein: etwa daß Organtransplantationen bis 1987 beherrschbar seien und noch vor 1970 eine Mondlandung gelänge. In anderen Fällen lagen sie allerdings gewaltig daneben: Weder konnten bis 1989 primitive Lebensformen im Labor erzeugt werden, noch reiste der Mensch bis 1990 zu fremden Planeten.

Könnte hier “Präkognition” weiterhelfen (von lat. prae: voraus; cognoscere: erkennen): ein anscheinend außersinnliches, intuitives Wissen um künftige Ereignisse, deren Eintritt weder zu erwarten noch aus Bekanntem zu erschliessen ist? Diesem Phänomen widmet sich ein zweiter, der parapsychologische Ansatz. Daß es vorkommt, bezweifelt niemand mehr, der die inzwischen angesammelte Fachliteratur über entsprechende Tests und Experimente unvoreingenommen auf sich wirken lässt. Die Frage ist nur: Sind die Vorahnungen, die der “Zukunftssinn” liefert, verläßlich und präzise genug? Läßt sich ihre Qualität durch geeignete Bedingungen und Ausbildung steigern?

Wie sich, gestützt auf Präkognitionen, anwendungsorientierte Zukunftsforschung betreiben ließe, versuchte erstmals das 1967 von dem englischen Psychiater J. C. Barker gegründete “British Premonitions Bureau” unter Beweis zu stellen. (Ein Jahr später folgte ihm ein “Central Premonitions Registry” in New York, das unter Leitung des israelischen Parapsychologen Yaron Mayer bis heute fortbesteht.) Ausgangspunkt war die berüchtigte Aberfan-Katatrophe gewesen: Als am 21. Oktober 1966 eine Kohlengrube in dem walisischen Bergarbeiterdorf Aberfan einstürzte, kamen 144 Menschen ums Leben, darunter 128 Schulkinder. Barker suchte daraufhin über einen Aufruf in der Presse nach Personen, die Vorahnungen oder Wahrträume hinsichtlich des Unglücks gehabt hatten. Von 76 Zuschriften aus allen Gebieten Englands wurden 60 gründlich recherchiert – und in 24 Fällen stellte sich heraus, dass die Betreffenden verblüffend treffsichere präkognitive Erlebnisse vor dem Unglückstag Zeugen berichtet hatten. Barker erhoffte sich nun ein “Frühwarnsystem” zur Abwehr drohender Gefahren, wenn es ihm gelänge, systematisch Vorahnungen zu sammeln, die (a) hinreichend präzise waren, (b) eine beglaubigte Niederschrift fanden, ehe sie sich bewahrheiteten, (c) untereinander auffällig oft übereinstimmten. In den ersten sechs Jahren erhielt sein Büro 1206 Anrufe von Menschen, die Präkognitionen berichteten. Etliche von ihnen schienen tatsächlich Unglücksfälle vorwegzunehmen, die erhebliche öffentliche Aufmerksamkeit fanden: so etwa den Tod von 14 Kindern in einem Behindertenheim, in dem Feuer ausgebrochen war. Trotzdem blieb Barkers Mühen der Lohn versagt: Berichte, die sich anscheinend auf ein und dasselbe Ereignis bezogen, gingen nur spärlich ein; die meisten betrafen zudem banale Episoden aus dem unmittelbaren persönlichen Umfeld oder erfüllten sich binnen weniger Stunden. Da die Motivation der Berichterstatter im Dunkeln blieb, konnte stets ein Scherzbold dahinterstecken. Zudem wurden angebliche Vorahnungen zu allen möglichen Ereignissen gemeldet – und das konnten unendlich viele sein. Ernüchtert machte Barker sein Büro dicht. Über die gleichen Probleme klagt die New Yorker Stelle, sammelt vorerst aber unverdrossen weiter.

Ein dritter Ansatz, von Kritikern vorerst als “esoterisch” beargwöhnt, sucht nach zukunftsweisenden Zeichen in der Natur. Geomantie-Experten wie Marko Pogacnik aus Slowenien finden sie in subtilen Erdveränderungen, viele Kornkreis-Forscher in der Symbolik jener rätselhaften, überdimensionalen geometrischen Formen (“Crop Circles”), die sich weltweit wie von selbst in Getreidefeldern bilden.

Im Verdacht, Urheber dieser Kornkreise zu sein, stehen Besucher aus dem All. Kornkreise könnten demnach stumme Prophezeiungen verschlüsseln: Warnungen einer überlegenen Intelligenz vor zukünftigen Fehlentwicklungen, denen die Menschheit entgegentreibt. Besonders brisant ist dabei die Hypothese, bei den vermeintlichen “Außerirdischen” handle es sich womöglich um Besucher aus der Zukunft: um unsere fernen Nachfahren, deren Technologie Zeitreisen erlaubt. “Zukunftsforschung” in Kommunikation mit solchen Wesenheiten – eine atemberaubende Perspektive, nahe am Science Fiction.

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“Präkognition”

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