Die Methoden, veränderte Bewußtseinszustände auszulösen, lassen sich drei Gruppen zuordnen: pharmakologische, die
natürliche oder synthetische Substanzen einsetzen; physiologische, die bewußtseinsbegleitende körperliche Prozesse beeinflussen; und psychologische, die auf seelisch-geistige Veränderungen zielen. 1 Pharmakologische Methoden 1.1 mit psychotropen Pflanzen
Von den rund 500.000 Pflanzenarten wirken etwa 150 psychotrop, d.h. bewußtseinsverändernd. (Andere gebräuchliche Bezeichnungen sind "psychoaktiv" und "psychedelisch", von griech. psyche = "Seele", "Geist", und delosiis = "Offenbarung”.) Die legendäre "göttliche" Pflanze Soma, aus der ein Getränk gebraut wurde, spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der vedischen
Religion und Philosophie. 120 Verse in den Veden, den etwa zwischen 1800 und 1200 v.Chr. entstandenen heiligen Schriften des Hinduismus, preisen die außerordentliche Wirkung von Soma: Wer es zu sich nahm, geriet in ekstatische Verzückung, bei der er "zur Hälfte auf der Erde, zur anderen Hälfte in den Himmeln" war. Blätter, Blüten und Harz des Hanfs
(Cannabis) wurden in China bereits um 2800 v.Chr. zur Heilung und bei religiösen Riten geraucht und eingenommen; sie können starke Visionen und euphorische Bewußtseinsveränderungen hervorrufen. Die Ureinwohner Amerikas ebenso wie die Schamanen Sibiriens kannten und nutzten den Fliegenpilz als Mittel, um sich in Ekstase zu versetzen. Peyote, ein in Mittelamerika wachsender Kaktus, wurde schon 300 Jahre v.Chr. von
den Indianern wegen seiner psychoaktiven Wirkung als Göttergabe verehrt, zu seinen Hauptbestandteilen gehört das Meskalin, das mit dem Neurotransmitter Noradrenalin eng verwandt ist. Über einen Eigenversuch berichtet der englische Schriftsteller Aldous Huxley in Pforten der Wahrnehmung (dt. Übers. 1964). Ayahuaska (in der Quechua-Sprache "Ranke der Seele") oder Yage, eine Lianenart vom westlichen Amazonas, wird von
südamerikanischen Schamanen (curanderos) bei religiösen Handlungen und zur Heilung benutzt; ihre psychoaktiven Inhaltsstoffe sind die Alkaloide (Stickstoffverbindungen) Harmalin und Harmin. Der namhafte deutsche Pharmakologe Louis Lewin beschrieb als erster ihre Wirkung (Banisteria caapi - ein neues Rauschgift und Heilmittel, 1929). Der Schriftsteller William Burrough und der Dichter Allan Ginsberg schilderten 1963 ihre Erfahrungen mit dieser Droge (The Yage Letters).,
Der Psilocybe-Pilz gilt bei den Mazateca-Indianern Mexikos bis heute als Sakrament; Heller und Zauberer versetzen sich mit ihm in einen Rauschzustand, in dem sie zu außersinnlichen Wahrnehmungen fähig werden sollen. (Sein aztekischer Name lautet Teonanácatl, "Fleisch der Götter".) Aus diesem Pilz isolierte der Schweizer Pharmakologe Albert Hofmann die Stoffe Psilocin und Psilocybin. Schon 1938 hatte Hoffmann - zur Behandlung von Migräne - die
synthetische Droge LSD entwickelt, diesen Ansatz aber wieder verworfen. Die bewußtseinsverändernde Wirkung von LSD entdeckte er 1943, bei einer neuerlichen Versuchsreihe, durch einen Unfall, bei dem er sich intoxinierte. Mutterkorn-Alkaloide, die dem LSD ähneln, wurden bereits in den berühmten Eleusinischen Mysterien des alten Griechenland verwendet. Die großen Philosophen Platon und Aristoteles waren Eingeweihte dieser Mysterien, was ihre Denksysteme beeinflußte.
1.2 mit synthetischen Substanzen Die wissenschaftliche Erforschung von Psychedelika setzte im Westen ein, nachdem der Schweizer Pharmakologe Albert Hofmann 1943 das LSD entdeckt hatte. (Lysergsäurediäthyalamid wird aus dem Mutterkorn gewonnen, einem Schmarotzerpilz an bestimmten Getreidesorten.) Umfangreiche Selbstversuche mit LSD unternahmen in den
sechziger und siebziger Jahren die amerikanischen Psychologen Timothy Leary und Richard Alpert; ihr gemeinsames Buch Psychedelische Erfahrung erschien 1982. Der tschechische Psychiater Stanislav Grof erforschte zwanzig Jahre lang LSD und andere Psychedelika als Auslöser von außergewöhnlichen Bewußtseinszuständen, bis ihm Ende der siebziger Jahre klar wurde, daß "faktisch das gesamte Spektrum psychedelischer Phänomene mit Hilfe einfacher und sicherer nichtpharmakologischer Mittel
hervorgerufen werden kann". Neben LSD sind inzwischen weitere Alkaloide identifiziert und in reiner Form isoliert worden, die für die Wirkung der meisten psychedelischen Pflanzen verantwortlich sind: Meskalin, Psilocybin, Psilocin, Bufotenin, Dimethyltriptamin, Tetrahydrocannabinoi, Harmin und Ibogen. II Physiologische Methoden Atemarbeit:
Östliche Weisheitslehren und Psychotherapien schenken der bewußten Beobachtung und Regulierung des Atems große Beachtung. Die umfassendste Atemtechnik hat der Yoga entwickelt, der das Einatmen (puruka), das Anhalten des Atems (kumbhaka) und das Ausatmen (recaka) genau vorschreibt. Zum Beispiel durch besonders lange Pausen zwischen Ein- und Ausatmen können sich geübte Yogis in Trance und andere abnorme Bewußtseinszustände versetzen. Denselben Effekt hat eine
Beschleunigung des Atemrhythmus ("Hyperventilation"). Aus einer Kombination von kontrolliertem Atmen, Musik und anderen klanglichen Mitteln, gezielter Körperarbeit und weiteren Elementen entwickelte Stanislav Grof seine "Holotrope Therapie", die er für "ausgesprochen gut geeignet" hält, "transformative und mystische Erfahrungen auszulösen". ("Holotrop", wörtlich "dem Ganzen zugewandt", ist ein von Grof
geprägter Begriff zur Bezeichnung des grenzenlosen Bewußtseins, das nicht von der Logik, den Vorstellungen des dreidimensionalen Raumes und der linearen Zeit eingeschränkt wird. Der Gegensatz dazu ist das hylotrope, "der Materie zugewandte" Bewußtsein.) Auch Fasten und andere Formen der Askese - z.B. Schlafverzicht
-, wie sie unter christlichen Mystikern des Mittelalters weitverbreitet waren, begünstigen psychische Ausnahmezustände, ebenso wie lautes Singen, Trommeln und monotones Tanzen. Veränderte Bewußtseinszustände lassen sich auch mit modernen Labormethoden hervorrufen: zum Beispiel durch Verwendung kinästhetischer Vorrichtungen wie der "Hexenwiege" oder einem rotierenden Bett; oder durch verschiedene Formen von Biofeedback (von engl.
"Rückkopplung"), das Bewußtmachen bzw. bewußte Kontrollieren von Körperfunktionen mit Hilfe von mikroelektronischen Geräten. Der Japaner Joe Kamiya, der diese Technik als erster anwandte, nahm mittels Elektroenzephalographie (EEG) Hirnaktionsströme auf und steuerte sie so, daß nur Alphawellen in einem bestimmten Frequenzbereich einen angenehmen Ton erzeugten. Seine Versuchspersonen lernten, Alphawellen zu unterdrücken oder zu produzieren - entsprechend veränderten sie willentlich
ihren Bewußtseinszustand. (Zu Zusammenhängen zwischen Hirnaktivität und Bewußtseinszustand siehe Auf der Suche nach Erklärungen.) III Psychologische Methoden
Induzierte Entspannung Tiefe Entspannung macht paranormale Leistungen wahrscheinlicher, wie Psi-Forscher immer wieder bestätigt fanden. Deshalb werden mit Versuchspersonen vor Beginn parapsychologischer Tests und Experimente häufig Entspannungsübungen durchgeführt. Wissenschaftlich besonders gut bestätigt ist die psi-fördernde Wirkung von Progressiver Relaxation, einer von dem Amerikaner Jacobson in den dreißiger Jahren entwickelten Methode, die mit abwechselndem
An- und Entspannen von Muskelpartien arbeitet. In Telepathieexperimenten an der Universität von Houston, unter Leitung des Parapsychologen William Braud, lag die Trefferquote von Testpersonen, die sich vor Versuchsbeginn "progressiv entspannten", weit oberhalb der Zufallserwartung. Meditation Ein Sammelbegriff für verschiedene Arten der Innenschau und Bewußtseinserweiterung, die in den östlichen Weisheitslehren (Hinduismus, Buddhismus, Sufismus, Zen) und in der
christlichen Mystik eine lange Tradition haben. Körper, Verstand und Gefühl müssen dazu zur Ruhe kommen. Diesem Zweck dienen bestimmte Atemübungen, Sitzhaltungen (Yoga) oder Bewegungen (wie im chinesischen Tai Chi), Tänze (im Sufismus), das Wiederholen von paradoxen Sätzen (Koans) oder Silben (Mantras), das Betrachten geometrischer Figuren (Mandalas). Geübte Meditierende berichten von einem breiten Spektrum veränderter Bewußtseinszustände. Hypnose Ein Sammelbegriff für
Techniken zur Erzeugung eines Bewußtseinszustands, der dem Schlaf (griech. hypnos) nur insofern ähnelt, als in ihm das normale Wachbewußtsein stark eingeschränkt oder weitgehend ausgeschaltet scheint. Kennzeichnend ist eine erhöhte Empfänglichkeit für Suggestionen. Entsprechend der "Tiefe" der hypnotischen Trance werden verschiedene Stadien unterschieden. Der tschechische Biochemiker und Parapsychologe Milan Ryzl wies bereits in den fünfziger und sechziger Jahren in
zahlreichen Versuchsreihen nach, daß hypnotisierte Versuchspersonen zu mehr und genaueren außersinnlichen Wahrnehmungen fähig sind als im Wachzustand; und daß ASW-Fähigkeiten mit Hypnose trainiert werden können. Sensorische Deprivation (Reizentzug) Bei Personen, die für eine gewisse Zeit von ihrer Umgebung isoliert werden, treten teilweise extreme Bewußtseinsveränderungen auf. Einen "Isolationstank"
(auch "Samadhi-Tank" genannt), in dem Versuchspersonen von äußeren Reizen völlig abgeschirmt wurden, entwickelte der amerikanische Neurophysiologe John Lilly. Wer sich in einem solchen Tank befindet, hört und sieht nichts; weil das ihn umgebende Wasser Bluttemperatur hat, ist ihm weder zu kalt noch zu warm. Diesen Reizentzug kompensieren Versuchspersonen durch lebhafte Visionen. Eine mildere Form der sensorischen Deprivation entwickelte der amerikanische Parapsychologe Charles Honorton mit der
Ganzfeldtechnik. Anstatt alle äußeren Sinnesreize auszuschalten, werden sie auf einem konstanten Niveau gehalten. Versuchspersonen werden aufgefordert, sich auf einer bequemen Liege zu entspannen. Über Kopfhörer werden ihnen "weißer Lärm" (d.h. Töne, die gleichmäßig über alle hörbaren Frequenzen verteilt sind) oder rhythmische Brandungsgeräusche eingespielt. Ihre Augen sind mit halbierten Tennisbällen bedeckt, die seitlichen Schlitze werden mit Watte zugestopft. Auf diese
Bälle wird eine (meist rote) Lichtquelle gerichtet; das Material der Tennisbälle läßt das Licht gleichmäßig durchscheinen. Wenn das Gehirn über längere Zeit derart monotone Signale erhält, hört es am Ende auf, sie zu registrieren (die sogenannte Habituation, Gewöhnung). Seine Aufmerksamkeit richtet sich dann nach innen, auf mentale Ereignisse. Dieses experimentelle Vorgehen führte in zahlreichen Versuchsreihen zu einer wesentlichen Zunahme von außersinnlichen Leistungen.
Wie psi-förderlich sind diese Techniken? Allein zwischen 1965 und Mitte der siebziger Jahre wurden vor allem von britischen und amerikanischen Wissenschaftlern knapp neunzig Experimentalserien durchgeführt, in denen geprüft wurde, wie sich veränderte Bewußtseinszustände auf die Fähigkeit zu außersinnlicher Wahrnehmung auswirken. |