Abgesänge auf das RCT-Paradigma anzustimmen, wäre dennoch verfrüht. Statt es gänzlich über Bord zu werfen, könnten wir uns auch bloß von seiner puristischen Variante
verabschieden - und uns mit dem Umstand abfinden, dass auch die methodologisch sauberste Doppelblindstudie jederzeit "psi-kontaminiert" sein könnte. Wie weit diese "Verseuchung" geht, ist nämlich unklar. Womöglich kommt sie weitaus seltener und schwächer ausgeprägt vor, als Esoteriker uns in ihrer Alles-eins-Euphorie ausmalen. Und vielleicht brauchen wir bloß etwas Geduld, bis Verfahren und Techniken entwickelt sind, mit denen psi-induzierte Versuchsleitereffekte
nachgewiesen und ihr Ausmaß abgeschätzt werden kann. Weniger als perfekt kann immer noch gut sein.
Geistheilung erforschen: Wie sonst?
Und stellt der RCT-Ansatz, ungeachtet seiner Mängel, nicht zumindest das geringere Übel dar? Wie sonst wären überzeugende Wirksamkeitsnachweise für Geistiges Heilen und andere Therapieverfahren zu erbringen? Wie sonst sollte Wissenschaft denn überhaupt betrieben werden? Wer
konventionelle Forschung ablehnt, muss sagen können, wie es auch anders geht. Wie sollten wir mit dem Fernheilen, ja überhaupt mit umstrittenen Heilmethoden verfahren, wenn wir nicht bloß intuitiv und spekulativ, sondern wissenschaftlich klären wollen, was sie taugen und warum sie dies tun?
Unter Wissenschaftlern, die sich eingehender mit den Besonderheiten komplementärer Heilweisen befasst haben, werden seit längerem Alternativen diskutiert: etwa hochwertige Einzelfallstudien oder ein
"dreiarmiger, offener Therapievergleich", bei dem drei Patientengruppen gebildet werden und unverblindet bleiben dürfen: Die erste Gruppe erhält nur eine komplementäre Therapie, die zweite nur eine medizinische Standardtherapie, die dritte eine Kombination aus beiden. Allerdings räumen selbst Befürworter solcher alternativen Prüfkonzepte ein, diese seien vorerst noch "wenig ausgearbeitet. (...) Der Schweiß der Edlen ist gefragt."
Wozu überhaupt noch
"konventionell" forschen? Wozu Heiler motivieren, sich an praxisfernen Studien zu beteiligen? Weil das Gros der Mediziner erst noch dort abgeholt werden muss, wo ihr akademischer Werdegang sie bislang hingeführt hat. Was beim Geistigen Heilen geschieht, spiegelt die randomisierte, klinische Doppelblindstudie nur unvollkommen wieder - aber immerhin spiegelt sie überhaupt etwas, nämlich die Anomalie, die es nicht geben dürfte, das widerspenstige Faktum, das sich von keiner gängigen
Theorie vereinnahmen lässt. Erst unter dem Eindruck von Befunden, die mittels dieses Instruments freigelegt werden, wird ein Umdenken einsetzen, das letztlich, wie bei Radin, dazu führen mag, das Instrument selbst zu hinterfragen, und darüber hinaus auch die Weltsicht, die seiner Konstruktion zugrunde liegt. Wer es zu früh wegwirft, verharrt im akademischen Abseits. Bewegt hat er nichts.
Quellenangaben und weitere Literaturhinweise in Geistiges Heilen - Das Große Buch sowie Fernheilen, Band 2.
Navi GEISTIGES HEILEN – FORSCHUNG: UMFRAGEN zum Thema Geistheilung / Geistiges Heilen: KONTROLLIERTE BEOBACHTUNGEN / Geistiges Heilen in TESTS und EXPERIMENTEN / Studien zu BEGLEITPHÄNOMENEN von Geistheilung / Geistiges Heilen - Der Erklärungsnotstand / Geistheilung im (Zerr-)Spiegel der Wissenschaft /Unter dem Strich: Wo steht die Forschung über Geistiges Heilen heute?
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