Unauffälliges Gehirn Die Neurophysiologie eines Geistheilers im
PET: unspektakulär (2001)
Eine veränderte Gehirnaktivität, während ein Geistheiler “arbeitet”, läßt sich nicht nachweisen – zumindest nicht mittels der Positronen-Emissions-Tomographie (PET), dem modernsten bildgebenden Diagnoseverfahren. Vergleichsmessungen im Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz blieben unergiebig. Bei der Positronen-Emissionstomographie wird die räumliche und zeitliche Verteilung von Stoffwechselkomponenten wie Glukose gemessen, die mit kurzlebigen Teilchen wie C-11, O-15 und F-18 markiert worden sind; diese Teilchen emittieren Positronen. Dadurch können nicht nur strukturelle, sondern auch funktionelle Veränderungen erfaßt werden: die Durchblutung bestimmter Gehirnregionen und der zerebrale Stoffwechsel. So läßt sich durch eine
PET-Messung während einer Aktivierung des Gedächtnisbereichs recht genau ermitteln, welche Hirnregionen bei einem Alzheimer-Kranken gestört sind. Für eine PET-Untersuchung im Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz stellte sich der Geistheiler D. aus Frankfurt am Main zur Verfügung. Am 6. November 2000 wurde in der Abteilung Nuklearmedizin zunächst der “Normalstatus” seines Gehirns
ermittelt; eine Woche später, am 13. November, wurde er ein zweites Mal PET-gescreent, diesmal während er sich in heilender Absicht auf einen Patienten konzentrierte, der unterdessen im Stuttgarter Institut für Gehirnforschung an ein EEG angeschlossen war.
Zu beiden Terminen hatte sich D. dem gleichen Ablauf zu unterziehen: Vor Beginn der eigentlichen Messung wurde ihm eine Kanüle in eine Armvene gelegt, Blut zur Bestimmung des Blutzuckerwertes
entnommen und dann eine Tropfinfusion verabreicht. Nach einer Weile entspannten Liegens wurde die radioaktive Markersubstanz Fluor-18-Deoxyglycose (abgekürzt FDG) durch den venösen Zugang gegeben. Diese Substanz wird wie Traubenzucker verstoffwechselt und lagert sich vermehrt im stark stoffwechselaktivem Gewebe an bzw. vermindert in stoffwechselinaktivem. Nach etwa 45 Minuten sind diese Stoffwechselvorgänge abgeschlossen, die Untersuchung kann beginnen. Dazu wird der Patient auf einer Liege
positioniert und muß etwa 60 bis 90 Minuten ruhig liegen. Wichtig ist eine bequeme Lagerung, da kleine Körperbewegungen Bildunschärfen und Bewegungsstörungen erzeugen können, die die anschließende Auswertung der Bilder erschweren oder sogar unmöglich machen. Der Untersuchungstisch bewegt sich schrittweise durch das Gerät, der Patient wird dabei abschnittsweise an hochempfindlichen Detektoren vorgeführt, welche die aus dem Körper austretende Strahlung messen. Danach ist für den Patienten die
Untersuchung beeendet, es erfolgt eine elektronische Aufbereitung und Auswertung der Messergebnisse. Diese ist relativ zeit- und arbeitsaufwendig. Zwischen den beiden Untersuchungsergebnissen vermochten die Koblenzer Nuklearmediziner “keine signifikanten Unterschiede
festzustellen” (Bericht vom 16.11.2001) – ganz im Gegensatz zu den Stuttgarter Gehirnforschern, deren parallele EEG-Kontrollen der “Fernheilung” auf bemerkenswerte Effekte im Gehirn des Patienten hinwiesen. (Siehe Wenn Heilen Wellen schlägt, dritter Versuch.) Daraus zu schließen, der Bewusstseinszustand eines Geistheilers in Aktion entbehre einer neurophysiologischen Grundlage - “schwebe” gleichsam
“über” dem Gehirn in einem esoterischen Hyperraum -, wäre allerdings voreilig. Die in Koblenz eingesetzte PET-Technik registrierte allmähliche Anreicherungen bestimmter Markersubstanzen in bestimmten Hirnregionen über einen längeren Zeitraum. Für kurzfristige Fluktuationen, wie sie das Geistheilen eher kennzeichnen könnten, war sie naturgemäß “blind”. |
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