Immenser Leidensdruck - Der typische Heiler-Klient
In diesem Kapitel: Geistheilung: Einzelfälle verführen zu Fehlschlüssen Geistheilung? Wie wahrscheinlich sind medizinische “Wunder”? Patienten beim Geistheiler: Umfragen im Überblick Vollständige Genesungen beim Geistheiler Besserungen von Symptomen durch Geistiges Heilen Veränderungen des Allgemeinbefindens durch Geistiges Heilen Immenser Leidensdruck - Der typische Heiler-Klient Befinden und Befund - Plädoyer für die subjektive Perspektive
War Geistheilung überhaupt nötig? Hätte den Patienten nicht längst die Schulmedizin helfen können, falls sie sich ihr anvertraut hätten? Die Umfragen bestätigen das Gegenteil: Von zehn Kranken, die zu einem Geistheiler gehen, waren neun vorher beim Arzt - und zwar selten bloß bei einem, sondern meist bei mehreren. Zwei Drittel haben deswegen schon Besuche bei mindestens fünf Ärzten hinter sich, ehe sie sich auf geistiges Heilen einlassen. Der durchschnittliche Klient hat eine
siebenjährige Odyssee voller enttäuschter Hoffnungen durch Arztpraxen und Kliniken hinter sich, ehe einen Heiler aufsucht. Ein großer Teil gilt aus schulmedizinischer Sicht bereits als "behandlungsresistent", als "austherapiert".
Gewiss bleiben viele Patienten, während sie sich einem Geistheiler anvertrauen, weiterhin in ärztlicher Behandlung. Von daher ist oft fraglich, wessen Einfluss gesundheitliche Fortschritte zuzurechnen sind. Könnte es nicht sein, dass
schließlich doch die ärztlichen Maßnahmen halfen - und weniger irgendwelche wundersamen Heilkräfte? Aber auch dieser Verdacht hält den Umfrageergebnissen nicht stand. Zwar lassen sich rund acht von zehn Heilerpatienten gleichzeitig ärztlich behandeln.
Doch die Mehrheit tat dies schon jahrelang; deutliche Fortschritte indes stellten sich erst ein, als sie einen Geistheiler hinzuzogen:
Entsprechend hoch ist die Meinung, die Behandelte von ihren Heilern haben: In Schulnoten
ausgedrückt (1=sehr gut, 6=ungenügend), schneiden Heiler im Urteil von Patienten mit durchschnittlich 1,74 deutlich besser ab als Ärzte (2,99). 71 Prozent bezeichnen ihre Erwartungen als "erfüllt". Ihren Heiler würden neun von zehn Patienten weiterempfehlen, davon jeder Zweite "uneingeschränkt" - nicht einmal jeder Zehnte täte dies nicht.
Sind all dies nicht Zahlen, die jeder schulmedizinischen Therapieform alle Ehre machen würden? Dabei gilt es zu berücksichtigen,
dass es sich hierbei um statistische Mittelwerte handelt, die geistiges Heilen im allgemeinen kennzeichnen; einzelne Heiler könnten vermutlich mit erheblich besseren Quoten und Noten aufwarten, während andere deutlich schlechter abschneiden. "Wenn man den Kopf in der Sauna hat und die Füße im Kühlschrank, sprechen die Statistiker von einer angenehmen mittleren Temperatur", so prangerte Franz-Josef Strauß einmal treffend die Fixierung auf Durchschnittswerte an. Ungeachtet der
vorliegenden Zahlen noch Schlagzeilen wie “Wir brauchen keine Geistheiler” zu produzieren - so überschrieb die Frankfurter Allgemeine einen ganzseitigen Verriss der ahnungslosesten Sorte -, zeugt weniger von einem klugen Kopf als von einem dummdreisten.
Dauer der Beschwerden, derentwegen Geistheiler aufgesucht werden: Attevelt: durchschnittl. 7 Jahre; mehr als 10 Jahre: 20 %; mehr als 5
Jahre: 36 %; weniger als 3 Jahre: 47 %; weniger als 1 Jahr: 25 %. Binder/Wulf-Braun: mehr als 9 Jahre: 30 %; 1 bis 9 Jahre: 42 %; weniger als 1 Jahr: 28 %. Wiesendanger (1998), 120 Patienten: durchschnittl. 11,2 Jahre; jeder Zweite: über acht Jahre.
Wie
viele Patienten waren zunächst in ärztlicher Behandlung, ehe sie sich einem Geistheiler anvertrauten? Strauch (1955), 650 Patienten: 93 % Schleip (1976), 1015 Patienten: 89 % Biffiger (1981-84), 144 Patienten: 83 % Wällisch/Egeler (1986), 62 Patienten: 94 % Wiesendanger (1998), 120 Patienten: 79 % zum Zeitpunkt des Beginns der Geistheilung
Bei wievielen Ärzten haben Patienten Hilfe gesucht, ehe sie sich an einen Geistheiler wenden? Strauch: 37 % waren bereits bei mehr als vier Ärzten, nur jeder Dritte erst bei einem. Schleip: Die Hälfte war schon bei mindestens 2 Ärzten, 62 % haben 5 Arztbesuche und mehr hinter sich. Biffiger: 90 % waren mindestens 3mal beim Arzt, jeder Zehnte über 10mal. Wiesendanger: 15 Ärzte hat jeder Patient im Schnitt konsultiert (Mittelwert: 14,74) und drei Klinikaufenthalte hinter sich (Mittelwert: 2,88). | | Wie Jesus heilen |