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Lesetipp
Geistiges Heilen - Das Große Buch
Geistiges Heilen - Das Große Buch









“Das bieten Sachbücher selten: so viele wichtige Infos, so sorgfältig recherchiert, so brillant geschrieben.”
Rita M., Bremen

ARGUMENTE
gegen Geistiges Heilen


”Geistiges Heilen ist üble Geschäftemacherei - auf Kosten von Hilfesuchenden wird Kasse gemacht.” (Teil 1)

Ausführliche Auseinandersetzungen mit diesem und weiteren Argumenten in Geistiges Heilen - Das Große Buch, Geistheiler - Der Ratgeber, Heilen “Heiler”? und Fernheilen, Band 2.

Navi GEISTIGES HEILEN – GEGENARGUMENTE: Beweismangel / Unwirksamkeit / keine Nachhaltigkeit / Geistheilung als Spontanremission / Suggestion / Zufall / Geistiges Heilen: bloß ein Placebo / Erklärungsnotstand / Medizinische Wissensdefizite / Geistheiler gefährden Hilfesuchende / Geistheilung: unchristlich / Geistiges Heilen: üble Geschäftemacherei / Qualitätsverfall der Heilerszene
 

Zuerst", so schwante TV-Talkmaster Robert Lembke, "verbraucht man seine Gesundheit, um zu Geld zu kommen; dann sein Geld, um die Gesundheit zurückzuholen." Wie tief müssen Kranke in die Tasche greifen, wenn sie die Dienste von Geistheilern in Anspruch nehmen?

Die spärlichen Umfragen hierzu zeichnen ein uneinheitliches Bild. Unter Deutschlands Heilern nimmt ein Drittel grundsätzlich kein Geld an. Ein weiteres Drittel akzeptiert lediglich Spenden: Der Klient entscheidet selbst, wieviel ihm die Hilfe wert ist. Die übrigen arbeiten nach festen Honorarsätzen, je nach Art und Dauer der Behandlung, wobei die für eine einzelne Sitzung verlangten Beträge im allgemeinen zwischen 15 und 200 DM streuen, und dies bei zehn Minuten bis drei Stunden pro Termin.
Diese Situation kommt Patienten einerseits zugute: Wer einen bestimmten Heiler nicht bezahlen will oder kann, darf sichergehen, dass er anderweitig auch billiger, wenn nicht gar kostenlos Hilfe findet. Andererseits gerät er in Entscheidungsnöte: Sind Gratis-Heiler denn so gut wie andere? Wie hoch sollte eine angemessene Spende ausfallen? Welche Honorarforderungen sind noch akzeptabel, welche überzogen?


Magie für Moneten
Der Preis der “göttlichen Energie”: Wie teuer darf Geistheilung sein?


Aus der Heilerszene selbst sind klärende Worte nicht zu erwarten: Gerade in Geldangelegenheiten präsentiert sie sich zutiefst uneins. Anderswo in der freien Wirtschaft besteht weithin ein selbstverständlicher, unaufgeregter Konsens darüber, dass Waren und Dienstleistungen ihren Preis haben, der sich im Wechselspiel von Angebot und Nachfrage regelt. Mit der Frage jedoch, ob und wieviel Geld Geistiges Heilen kosten darf, verbinden ihre Anwender fast immer persönliche Grundeinstellungen, durchtränkt mit reichlich Herzblut; viele von ihnen sehen dabei Anstand und Ethik, Glaube und Gottesfurcht, höchste Werte und letzten Sinn ihrer Tätigkeit auf dem Spiel stehen. Entsprechend inbrünstige Überzeugungskriege werden darüber zuweilen geführt. Öl ins Feuer gießen argwöhnische Beobachter der Szene, die hinter geistigem Heilen ohnehin eine scheinheilige Form der Geldmacherei wittern, bei der Gutgläubige mit Pseudoleistungen abgezockt werden.


Darf Geistiges Heilen überhaupt Geld kosten?

Auch nur einen Pfennig anzunehmen, scheint manchen Heilern völlig inakzeptabel: moralisch verwerflich und unvereinbar mit dem Geist, der ihrer außergewöhnlichen Tätigkeit geziemt. Ihre Fähigkeit betrachten sie als göttliche Gnade, die ihnen umsonst zuteil wurde - und deshalb auch umsonst weitergegeben werden müsse. Schließlich seien es ja gar nicht sie selbst, die heilen - "es" heilt durch sie: eine höhere, göttliche Kraft, die sich ihrer als Werkzeug bedient. Verlangte etwa Jesus etwas für seine Heilungen? Darf man ein Geschenk weiterverkaufen? Darf man einen Gegenwert für etwas verlangen, was einem gar nicht gehört? Wer einen solchen Frevel begehe, so wird befürchtet, dem wird Gott sein Talent unweigerlich entziehen. "Verdienen", so befand der österreichische Dichter Stefan Zweig (1881-1942) in seiner bissigen Schrift Die Heilung durch den Geist, "hemmt überall das moralische Gewicht einer Leistung, so auch hier", nämlich beim Heilen. Denn "für jedes redliche Gefühl" bleibe "Frömmigkeit unlösbar von Selbstpreisgabe, von Verzicht auf Irdisches: Buddha, der sein Königshaus verlässt und als Bettler in die Welt geht, zu lehren, Franziskus, der sein Kleid zerreißt und den Armen schenkt, jeder kleine jüdische Bibelgelehrte, der Geld und Gewinn verachtet und mit einer Krume Brot über den heiligen Büchern sitzt, sie alle überzeugen durch das Opfer und nicht durch das Wort. Nur über Armut und Entbehrung ging bisher der Weg aller Religionen ins Göttliche." Auf dieser Linie stellte Deutschlands führende Esoterikzeitschrift kürzlich einer Titelgeschichte über geistiges Heilen die Wesenseinsicht voran, "das klassische Requisit des echten Heilers" sei "lediglich eine Spendenkasse".

Ein zweites, eng verwandtes Argument treibt solch moralinsauren Rigorismus auf die Spitze: Wer Geld verlange, dem fehle offenkundig das nötige Gottvertrauen. Er sorgt sich, statt darauf zu bauen, daß der Höchste für ihn, seinen Diener, sorgen wird. Heißt es nicht in der Bibel: "Sehet die Vögel des Himmels: Sie säen nicht, sie ernten nicht, aber ihr himmlischer Vater ernährt sie doch"? Mit "Unterstützung aus indirekten Quellen" rechnet die britische Heilerin Eileen Herzberg: Für ihren bedürftigen Kollegen Phil Edwards, so berichtet sie, sei gerade zur rechten Zeit ein Lottogewinn gekommen.

Ein drittes Argument betont: Heilen ist wesentlich ein Akt der Liebe. Wahre Liebe muss bedingungslos sein, nicht geknüpft an irgendwelche Voraussetzungen und Forderungen, schon gar nicht an finanzielle. Honorare für Heiler würden die Liebe auf die Stufe der Prostitution herabwürdigen. Und ist wahre Liebe nicht unverkäuflich?

Zudem würden jegliche Geldforderungen zwangsläufig all jene abschrecken und ausschließen, die außerstande sind, sie zu erfüllen. "Manche Menschen", so gibt der amerikanische Heiler Alan Young zu bedenken, "sind zu arm für eine Bezahlung, und würden daher nicht um Hilfe bitten, obwohl sie ihnen genauso zugänglich sein sollte wie denen, die es sich nicht leisten können." Auch sonst, so wird betont, dürfe Geistheilung nicht als Ware wie jede andere betrachtet werden: Zum Zeitpunkt ihrer Lieferung - das heißt, während Heilsitzungen stattfinden - könne der Käufer in der Regel nämlich überhaupt nicht beurteilen, ob und in welchem Umfang er sie überhaupt erhalten habe. Denn Geistheilung ist kein Akt, der sich terminieren ließe: Ob das, was ein Heiler für einen Kranken tut, eine wirkungsvolle Behandlung war und nicht bloß suggestiver Hokuspokus oder laienpsychologische Seelenmassage - der Kunde also tatsächlich erhielt, was er kaufen wollte -, lässt sich, von ausnahmsweisen "Spontanremissionen" abgesehen, immer erst im nachhinein, vom Ergebnis her beurteilen, niemals zuvor - und dieses Ergebnis kann, sofern es überhaupt eintritt, Monate, wenn nicht Jahre auf sich warten lassen. Was Patienten und Heiler bis dahin empfinden und erleben, bleibt rein subjektives Meinen, von daher unüberprüfbar. Darf eine möglicherweise nicht erbrachte Leistung mit einem Preisschild versehen werden?

All diese Erwägungen ehren den, der aus ihnen Maximen für sein eigenes Heilerdasein ableitet, dem heiligen Franz von Assisi gleich “La povertá” zu seiner Geliebten macht und diese Liaison, in Sack und Asche wandelnd, im Alltag konsequent durchhält. Geraten sie aber nicht zur Zumutung, sobald sie zum Maßstab erhöht werden, an dem Heiler generell in ehrenwerte und unanständige sortiert werden? Das Argument etwa, als Gottesgeschenk sei Heilkraft unverkäuflich, klingt beim ersten Hinhören beeindruckend demütig und fromm. In Wahrheit verrät es eine Selbstüberhöhung, die leicht in die narzisstische Arroganz eines "Auserwählten Volks" umschlägt. Denn unterschwellig unterstellt es, die eigene Profession stünde dem Himmel näher als andere, weswegen sich der Herrgott wohl veranlaßt sieht, auf deren Geschäftsgebaren ein besonders wachsames, strenges Auge zu werfen - und ihr leichter zu zürnen als anderen: praktizierenden Medizinern beispielsweise, oder Vertretern anderer Heilberufe. Heilt der Hausarzt, der Rechnungen stellt, gottferner als der Handaufleger? Die Gabe des Heilens scheint mir durchaus nicht "göttlicher" als andere Talente wie etwa die des Malens, Komponierens, Schreibens. Darf etwa kein Verständnis dafür aufgebracht werden, wenn ein begnadeter Künstler seine Werke, ein Tenor seine Stimme vermarktet - sei es, weil er ein schönes Leben will, sei es auch nur mit dem Ziel, sich eine finanzielle Grundlage zu schaffen, auf der er einigermaßen sorgenfrei weiterarbeiten kann? Versündigt sich der Priester, der als bezahlter Angestellter seiner Kirche wirkt? Sammelt der Redakteur, der geldverdienende Heiler anprangert, sein eigenes fünfstelliges Monatsgehalt beim Verleger denn mit der Spendenkasse ein, eingedenk der womöglich göttlichen Inspirationen, die ihm in seiner Arbeitszeit zumindest ab und zu aus der Feder fließen? Müssen wir Heilern nicht dasselbe Recht zubilligen? Und wenn eine Ehefrau von ihrem Gatten Haushaltsgeld verlangt - "prostituiert" sie ihre Liebe dadurch?
 

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