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Chios-Heilen -
Geistiges Heilen nach Stephen Barrett


Ausführlich dargestellt und erörtert werden diese und weitere Formen von Geistheilung in Geistiges Heilen - Das Große Buch, Geistheiler - Der Ratgeber und Fernheilen, Band 1.

Navi GEISTIGES HEILEN – METHODEN. TRADITIONELL:  Handauflegen / Gebetsheilen / Fernheilen / Gruppenheilen / Heilen an besonderen Orten / Mediales Heilen / Schamanismus / Exorzismus / Heilen mit Fetischen / Magnetopathie / Besprechen / Qi Gong / Chakratherapie. NEUERE: Bioenerget. Heilen / Chios-Heilen / Deep Field Relaxation / Esoterisches Heilen / Geistiges Heilen mit “Liebe” / Huna-Heilen / Johrei / Kosmisches Heilen / Magnified Healing / Mahatma Healing / Maniah / Matrix-Energetik / Orgon-Therapie / Orion Healing / Prana-Heilen / Quantenheilen / Radionik / Reconnective Healing / Reiki / Silva Mind Control / Spiritual Human Yoga / Therapeutic Touch / Typ1-Heilen. Geistiges Heilen: die Einheit in der Vielfalt
 

Bedeutet "Chios" das Gegenteil von Chaos? Dieser Eindruck drängt sich neugierigen Internet-Surfern auf, die sich bis zur Homepage des "Chios Institute" durchgeklickt haben (www.chioshealing.com und www.chioshealing.org). Keine andere Heilerschule glänzt durch einen ähnlich professionellen Web-Auftritt, präsentiert sich so übersichtlich, klar und detailliert, scheint mit derart offenen Karten zu spielen. Mit ausführlichen Anleitungen und in voller Länge kostenlos downloadbaren Handbüchern gibt sich die "Non-Profit-Organisation" als uneigennütziger Geburtshelfer einer neuen Generation von Heilern, die zu ihrer Berufung ohne Geheimniskrämerei, ohne Geschäftemacherei herangeführt werden - und dabei auch "machtvolle Fernheiltechniken" erwerben, in denen Chios Healing seinem Anspruch als "die energetische Heilkunst des 21. Jahrhunderts" alle Ehre machen soll. Diese Heilweise soll "für jedermann überall auf der Welt leicht zugänglich und frei verfügbar sein, ohne dass daraus eine kommerzielle Ware wird".

Als Schöpfer - "Creator", großgeschrieben - des "Chios Energy Healing" gibt sich ein gewisser Stephen H. Barrett, der sich den Therapienamen 1994 markenrechtlich schützen ließ. Auf seinem bevorzugten Fotoporträt erscheint ein akkurat gescheitelter und gefönter Mann Mitte Vierzig, dessen mildes Lächeln unter gütig dreinblickenden Augen ebenso perfekt zu sitzen scheint wie der Krawattenknoten an einem in blütenweißer Unschuld strahlenden Hemdkragen, der unter einem offenkundig frischgebügelten Anzug verschwindet. Womit seine ersten dreißig Lebensjahre ausgefüllt waren, lässt er im Dunkeln - vielleicht, weil ihm erst im Jahre 1990 jene phänomenale Offenbarung zuteil wurde, die sein Dasein in ein ganz und gar außergewöhnliches transformiert hat. Damals Anfang dreißig, war Barrett schon seit längerem ein geübter Meditierer, als ein "hochbegabtes Medium" seinen Lebensweg kreuzte. Exklusiv für ihn "channelte" es "hochwertige Informationen von einem Netz­werk von hilfreichen Geistern" - Barrett nennt sie ‚Die Führer', The Guides -, "die behaupteten, sie hätten eine wichtige Botschaft für mich." Seine anfängliche Skepsis schwand, als "diese Geister durch das Medium bewiesen, dass sie Dinge über mich wussten, die eigentlich niemand wissen konnte. Das machte ihre Mitteilungen glaubhaft." Fortan ließ sich Barrett, "in einem Gefühl der Demut", vom "Wunder" der "Begegnung mit der Wahrheit und des Eintritts in Universalität" überwältigen. 

Wie ihm die Jenseitigen offenbarten, habe er ein früheres Leben als Heiler in Bactria zugebracht, der vermutlich ältesten Zivilisation der Menschheitsgeschichte, deren mindestens 4000 Jahre alte Spuren russische Archäologen Mitte der siebziger Jahre in einer südrussischen Wüstenregion nahe der Grenzen zu Iran und Afghanistan ausgegraben haben. Barrett wurde medial aufgefordert, daran anzuknüpfen und "mit der Erforschung energetischen Heilens zu beginnen". Dazu übergaben ihm die Geister "bahnbrechende Techniken der Energiearbeit", die er fortan "erproben und verfeinern" solle.
Damit begann die irdische Schöpfungsgeschichte von Chios. "Die Informationen und Techniken, mit denen mich die Führer ausstatteten, hielt ich in sorgfältigen Aufzeichnungen fest", berichtet Barrett, "wandte sie an vielen Patienten an, trachtete danach, sie zu verfeinern, und setzte sie zu einer einheitlichen energetischen Heilkunst zusammen. Oft war ich dabei in Versuchung, sie komplexer zu machen oder Glaubenssysteme einzubauen, aber im Laufe der Zeit wurde mir klar, dass sie in ihrer Einfachheit das Herzstück dieser Heilweise und ihre wirkungsmächtigste Form bildeten." Barrett nannte sie Chios, ein Wort, das nicht etwa die gleichnamige Insel in der östlichen Ägäis meint und auch nicht von dorther kommt, sondern aus der Bactria-Sprache stammen und "das aufwärtsgerichtete Wachstum allen Lebens hin zu Licht und Erleuchtung sowie das Ringen im spirituellen Prozess" bedeuten soll.
Nachdem Chios "entwickelt" war, begann Barrett, es zu lehren - weiterhin in stetigem Kontakt mit seinen körperlosen ‚Führern', der bis heute nie abgerissen ist. Auch damit erfüllt er eine Mission: Denn wie ihm "die Führer erläuterten, sei der Kontakt zu mir in der Absicht hergestellt worden, dass ich dieses Wissen der Welt zugänglich mache. Sie deuteten an, dass diese energetische Heilweise populär werden und für die Zukunft der Menschheit bedeutsam sein wird." Daraufhin verfasste Barrett eine Reihe von Handbüchern mit detaillierten Anleitungen und begann, Klassen von angehenden Heilern in Nordkalifornien zu unterrichten. Wie ihm klargemacht wurde, entfalten die Heiltechniken allerdings erst dann ihre Wirkung, wenn ihrem Anwender eine "Einstimmung" (attunement) zuteil geworden sei, die seine energetischen Fähigkeiten "öffnet". Als erster wurde Barrett selbst "gestimmt". Dazu schlüpften ‚die Führer' exakt zu Neumond an der Tagundnachtgleiche (Äquinoktium) des Frühjahrs 1995 in Barretts Medium und "gaben mir die Meister-Einstimmung", womit er historischerweise zum "ersten Meisterlehrer von Chios" promoviert war. Außerdem "gaben mir die Führer detaillierte Anweisungen, wie ich Andere auf das Chios-Heilen einstimmen kann" - was er seither tut.

Zu Fernheilern werden Lernwillige, nachdem sie die höchste von drei Ausbildungsstufen erklommen haben, die aufeinander aufbauen:

Auf Stufe I erfahren sie, wie das menschliche Energiefeld aufgebaut ist - wobei es vor allem um eine siebenschichtige Aura und sieben Chakren geht. Es wird ihnen beigebracht, wie Energie "gechannelt" und das Energiefeld mit bloßen Händen erspürt werden kann.

Auf Stufe II lernen sie, mit "heilenden Symbolen" umzugehen, "die Aura und die Chakras zu lesen", die Aura visuell wahrzunehmen. Obendrein werden ihnen "viele neue Instrumente" anvertraut, mit denen "Energiedefizite von Auren und Chakren" behoben werden können.

Auf Stufe III werden "fortgeschrittene Vorgehensweisen des Heilens im Energiefeld" vermittelt. Neben dem "Sehen aller sieben Schichten der Aura" und des "vertieften Lesens im Chakrasystem" zählen vier "Mei­ster-Techniken" dazu:
-  die "Chakra-Aufladung" (Chakra Charging);
-  die Harmonisierung des Chakrensystems (Chakra System Rebalancing);
-  das "Radiatorische Heilen" (Radiatory Healing), mit dem "strukturelle Defekte" von Chakras behoben werden sollen. Dazu stellt er sich vor, wie er "zu dem Chakra wird, das der Behandlung bedarf". In diesem Monent "ist er nicht mehr sein ‚Selbst', sondern wird zum Kanal reiner Energie". Dann "strahlt (radiate) sein eigenes Chakra auf das kranke Chakra des Patienten ab. Das tut es, weil zwei entsprechende Chakras, des Heilers und des Patienten, vergleichbare Energien, die zueinander in sympathetische Resonanz treten."
-  das Heilen der "Siebten (Aura-) Schicht" (Seventh-Layer Healing), in der sich, wie zumindest Barretts Führer wissen, "die gesamte Lebens­erfahrung eines Individuums widerspiegelt, einschließlich der ganzen Beziehung zwischen ihm all seinen Inkarnationen zur größeren spirituellen Totalität".

Im nächsten Schritt winkt die chiotische Maximalbeförderung, für die der Titel eines zertifizierten "Chios-Lehrers" mit Ausbildungsbefugnis steht.

"Chios Healing" ist die einzige Heilerschule, die sich Nachwuchs per Fernlehrgang heranzieht. Zumindest den Anbietern bleibt damit reichlich Aufwand erspart, während Novizen, die sich von dieser befremdlich anonymen Art der Unterweisung nicht von vornherein abschrecken lassen, zusehen dürfen, wie sie alleine klarkommen, in der Hoffnung auf radiatorische Resonanz mit der Institutszentrale. Zwar können Ausbildungswillige, die es partout gesellig wollen, durchaus Kurse bei "Chios-Meistern" im eigenen Land buchen. Weil diese vorerst aber noch dünn gesät sind - ganze zwei waren bis Mai 2004 im Bundesgebiet aktiv  -, bleibt selten etwas anderes übrig, als heroisches Autodidaktentum zu pflegen. Wer sich für einen solchen Ausbildungsstil erwärmen kann, benötigt nichts weiter als einen PC mit Internet-Anschluss, um sich die kompletten Anleitungen für alle drei Stufen  - Studienbücher, Übungshefte, Behandlungsrichtlinien - als PDF-Dateien von der Chios-Homepage auf die eigene Festplatte herunterzuladen. Natürlich will Barrett nicht nur büffeln, sondern auch üben lassen - doch dazu bedarf es nicht mehr als einer "professionellen Massageliege" und "kooperativer Familienangehöriger, Freunde und Bekannte", die das Erlernte an sich ausprobieren lassen. Prüfungen finden auf keiner Stufe statt; wer glaubt, der Lernstoff sitze, darf drauflospraktizieren. ("After you have studied all the techniques for the level, practice giving complete healing", ermutigt Barrett auf seiner Homepage.)

Leisten kann sich Barrett derartiges Laissez-faire, weil er auf die Macht von drei "Einstimmungen" (attunements) vertraut, in die seine "Führer" anscheinend eine Heilerproduktionsgarantie eingebaut haben. Diese "Ein­stimmungen" sollen stattfinden, ehe die ihnen zugeordneten Lernstufen betreten werden. Dabei wird jeweils ein mysteriöses Symbol "übergeben", die das Heilpotential angeblich überhaupt erst freisetzt: "Sie entfesseln deine Fähigkeit, Energie, Farbe und Licht zu kanalisieren, so dass du die Techniken energetischen Heilens effektiver anwenden kannst" - erfreulicherweise "ein ganzes Leben lang", ohne irgendwann einer Auffrischung zu bedürfen. Vollzogen werden solche "Einstimmungen" entweder durch einen Chios-Meister ganz in der Nähe, in einer jeweils fünf- bis zehnminütigen Prozedur bei einem persönlichen Kontakt oder auch per Telefon - oder von Barrett höchstpersönlich, der als einziger befähigt und befugt ist, alle drei auf einmal vorzunehmen ("3 in 1"), wofür er 45 bis 60 Minuten ansetzt  - und dabei ausschließlich auf Distanz agiert.

Zwischen der ersten und der zweiten "Einstimmung" soll mindestens eine Woche liegen, zwischen der zweiten und dritten mindestens ein Monat. "Das ist nur zu deinem Besten", werden Ungeduldige gezügelt. "Denn dein Energiesystem braucht Zeit, sich entsprechend umzustellen."

Auf Stufe III hat man es bereits zum "Chios-Meister" gebracht. Lässt man sich nun auch noch ein "Viertes Symbol" anvertrauen, erwirbt man die Potenz, andere zu Meistern zu machen.

Auf jeder Ebene soll eine einzigartige Meditationstechnik das Heilpotential noch mächtig steigern; auch sie ist in allen Einzelheiten übers Internet zugänglich.

Wie Barrett versichert, können "die meisten Heiltechniken, die du auf den Ebenen II und III in unmittelbarem Kontakt mit Patienten erlernt hast, auch auf Distanz eingesetzt werden." Allerdings seien sie dann "etwas weniger mächtig und umfassend". Vor einer Fernbehandlung legen Chios-Heiler Wert darauf, einem Klienten wenigstens einmal persönlich zu begegnen, um sich auf ihn "einzuschwingen" (tune in) und eine manuelle Energiefeldanalyse vorzunehmen.

Der dreistufige Ausbildungsweg, die unabdingbaren Einweihungen, die Bedeutung spezieller Symbole, die Serienproduktion von beurkundeten "Meistern": all das lässt ein dreistes Reiki-Plagiat vermuten, vermanscht mit Anleihen bei mehreren anderen fernöstlich inspirierten Heilerschulen. Entsprechend vehement grenzen sich Chios-Heiler davon ab: Denn sie verfügen über "einzigartige" Techniken, "das Aura- und Chakra-System machtvoll zu heilen. Vor allem die Techniken der Meister-Ebene bedeuten grundlegende Fortschritte im energetischen Heilen, die zuvor unmöglich waren." Einen besonderen Vorzug des Chios-Heilens liege in seiner standardisierten Vorgehensweise - und deren "jedermann zugänglicher" Darstellung, die "überall auf der Welt direkt aus dem Internet heruntergeladen werden kann".

So viel demonstrativ zur Schau gestellte Großzügigkeit lässt vermuten, dass "die Führer" für Barrett und seine eingeweihten Meister alles Nötige, was Inkarnierte aus Bactria und anderswo zum irdischen Leben brauchen, aus höheren Sphären herbeimaterialisieren. Doch auch hier steckt der Teufel im Detail, was insofern bedauerlich ist, als in der Heilerszene wie überhaupt im Leben alles und jegliches letztlich aus Details besteht. Was auch immer am Chios-System "frei zugänglich" ist, bleibt wertlos, solange keine "Einstimmungen" stattfinden, die sein grandioses Heilungspotential freisetzen. Deren Inhalt und Ablauf ist streng vertraulich - hier endet Barretts Auskunftsfreude. Und genau hier beginnt es für ihn und seine Adepten lukrativ zu werden: 150 US-Dollar kostet eine "3-in-1"-Einstimmung, bei der Barrett persönlich auf einen Schlag alles Nötige zu erledigen vorgibt; nimmt ein lizenzierter Chios-Lehrer die drei Initiationen nacheinander vor, werden 225 US-Dollar fällig - kein übler Stundensatz für eine Dienstleistung, die in der Regel "auf Distanz" erbracht wird, für den Schüler also unüberprüfbar. Darüber hinaus dürfen Chios-Heiler für Behandlungen und Ausbildungen Honorare berechnen, deren Höhe ihrem freien Ermessen überlassen bleibt. Ihrem Kundenfang gewiss nicht abträglich ist ein imposantes "Chios Master Teacher"-Zertifikat mit Institutssiegel und Barrett-Autogramm, das zumindest der Aussteller selbst als "qualitativ hochwertig" preist. Allerdings hat die überaus voluminöse Website bislang keinen einzigen medizinisch dokumentierten Heilerfolg vorzuzeigen, geschweige denn eine wissenschaftliche Studie. Zwar hat Barrett im Internet mehrere Diskussionsforen eingerichtet, in denen Praktiker unter anderem "Heilzeugnisse" (Healing Testimonials) hinterlegen können. Doch zumindest bis Oktober 2003 herrschte dort peinliche Leere - abgesehen von einer Chios-Meisterin, die sich dafür loben lässt, dass sie bei einem Studenten mit unspezifizierten "Lernschwierigkeiten" den "überwältigenden" Effekt erzielt habe, dass "seine Leistungen viel besser wurden". Belege für Fernheilungen fehlen völlig - aber dafür wird Barretts reingeistiges Führungsgremium sicherlich noch Sorge tragen, spätestens bis zu seiner nächsten Inkarnation.

Auch ohne schnöde Evidenzen wächst das junge Chios-Imperium stetig, bereits mit Stützpunkten in 31 US-Bundesstaaten und darüber hinaus in 34 Ländern rund um den Globus. Zwar bieten in Deutschland erst zwei "Chios-Meisterinnen" Einstimmungen und Behandlungen an; weltweit sind es aber schon über zweihundert, zu denen die Chios-Zentrale Kontakte vermittelt - mit einer unbekannten Dunkelziffer weiterer Absolventen, die nicht öffentlich in Erscheinung treten wollen. Mit Abstand die meisten praktizieren in den USA, jeweils ein rundes Dutzend aber auch schon in Kanada und Großbritannien. Sie alle sind zuversichtlich, dass "Chios" bald noch großartiger und wirkungsmächtiger sein wird. Denn seit 2002 werden Barrett von seinen ‚Führern' "neue, noch weiter fortgeschrittene Techniken übermittelt", und diese will er "in Bälde inkorporieren".

In der griechischen Mythologie befreit Orion, der riesenhafte Sohn des Meeresgottes Poseidon, die Insel Chios von wilden Tieren. Ob nicht auch Chios-Heiler eine Befreiung erleben, wenn sie erst einmal mit den Segnungen des Orion-Heilens vertraut werden?

Quellenangaben und weitere Literaturhinweise in Fernheilen, Band 1.
 

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