Von der christlichen Fürbitte abgesehen, ist bisher keine
geistige Heilweise auch nur annähernd so ausgiebig erforscht worden wie der Therapeutic Touch (TT) - kein Wunder, denn seine Vorreiter und ein Großteil der Anwender stammen aus Krankenpflegeberufen, die in Kliniken integriert sind und ihre persönlichen Kontakte nutzen, um Mediziner zum Forschen zu motivieren. Allein bis 1998 fanden schon 74 quantitative TT-Studien statt. Ein Großteil davon befasste sich mit der berührungslosen Variante, dem non-contact Therapeutic Touch: einer
Form "heilsamen Berührens", bei der die Hände nicht aufgelegt werden, sondern mehrere Zentimeter Abstand vom Körper halten - jedenfalls so viel, dass elektromagnetische oder Wärmeabstrahlungen aus der Hand des Heilers, seinem Gehirn oder seinem übrigen Körper als Ursachen von Heilerfolgen ausscheiden. Insofern findet dabei in der Tat eine Fernbehandlung statt, auch wenn sich Heiler und Patient dabei am selben Ort aufhalten. Zumindest elf dieser Studien verdienen Beachtung, weil sie
eine brauchbare Placebo-Kontrolle einschlossen: nämlich teils einen Vergleich von echten mit vorgetäuschten Behandlungen, teils Vorkehrungen, die dafür sorgten, dass der Patient nicht wahrnehmen konnte, ob ein TT-Praktizierender mit ihm arbeitete. Immerhin sieben von diesen elf gingen positiv aus.
Beispielsweise half kontaktloses TT offenkundig, die Wundheilung zu beschleunigen. Der bereits erwähnte Dr. Daniel Wirth, Direktor des Forschungsinstituts "Healing Sciences
International" in Orinda, Kalifornien, ließ einen Arzt bei 44 Freiwilligen mit einem Biopsiegerät geringfügige, gleich große Schnitte am Oberarm anbringen; anschließend wurde die Stelle mit einem handelsüblichen Polyurethan-Pflaster abgedeckt. In den darauffolgenden zweieinhalb Wochen hatte jede Versuchsperson täglich fünfzehn Minuten hinter einer undurchsichtigen Abschirmung Platz zu nehmen; durch ein kleines Loch in der Trennwand musste sie ihren verletzten Arm strecken. Ihr wurde
weisgemacht, sie nehme an einer Untersuchung über bioelektrische Hautveränderungen nach leichten chirurgischen Eingriffen teil. In Wahrheit saß 23 von ihnen, zufällig ausgewählt, eine TT-Anwenderin gegenüber; Blickkontakte waren unmöglich, Gespräche strikt untersagt. Die Heilerin sollte nun versuchen, die Schnittwunden zu schließen, indem sie ihre Hände über die Verletzung hielt, ohne sie zu berühren. Die übrigen 21 bildeten die Kontrollgruppe; sie blieben unbehandelt. Schon acht Tage später
waren die «spirituell» behandelten Wunden im Durchschnitt um 93,5 Prozent kleiner geworden, wie der Arzt feststellte (er wusste nichts vom Zweck des Experiments) - in der Kontrollgruppe dagegen nur um 67,3 Prozent. Bei Abschluss der Studie, nach sechzehn Tagen, lag dieses Verhältnis bei 99,3 zu 90,9 Prozent; 13 der 23 behandelten Wunden waren nunmehr vollständig verheilt - unter den unbehandelten hingegen noch keine einzige.
Elizabeth Keller und Virginia Bzdek teilten 1986 dreißig
Patienten mit Spannungskopfschmerzen zwei Gruppen zu: Während die eine Hälfte fünf Minuten lang aus mehreren Zentimetern Abstand «therapeutisch berührt» wurde, erhielten die übrigen eine Scheinbehandlung, bei welcher der Heiler bloß so tat, als kümmere er sich um sie. Zwar vollführte er die üblichen Handbewegungen, für äußere Beobachter von einer echten TT-Behandlung ununterscheidbar - doch im Geist beschäftigte er sich damit, Zahlen zu subtrahieren. Bei den TT-Behandelten ließen Schmerzen
daraufhin auffallend häufiger und stärker nach. In einem anderen Test wurden 90 Patienten, die wegen Herzstörungen in Krankenhäusern lagen, in drei gleich große Gruppen aufgeteilt. Die einen erhielten eine fünfminütige TT-Behandlung; 30 weiteren wurden, wie in Kellers und Bzdeks Versuch, bloß zum Schein die Hände aufgelegt; der Rest blieb unbehandelt. Anschließende psychologische Tests zeigten, dass TT zu einer deutlichen Verminderung von Angst geführt hatte. Drei weitere
doppelblind angelegte TT-Experimente zur Angstreduktion bestätigten diesen Zusammenhang.
Eine der beachtlichsten TT-Studien, durchgeführt an der Universität von Alabama in Birmingham im Rahmen einer Doktorarbeit und 1996 veröffentlicht, untermauert die Befunde von Sicher/Targ. Einziger Makel ist ihre kleine Stichprobe. Clare Garrard gewann als Teilnehmer zwanzig HIV-positive Männer im Alter von 22 bis 34 Jahren, die sie in per Zufall in zwei Gruppen aufteilte. Die eine behandelte
mehrere Wochen lang ein erfahrener Therapeutic Touch-Anwender, der schon seit sechs Jahren praktizierte; jede Sitzung dauerte zwanzig Minuten, wobei der Heiler die ersten fünf darauf verwandte, "das Energiefeld zu analysieren", um es dann in der restlichen Zeit zu "harmonisieren" - ohne die Patienten dabei zu berühren. Bei Terminen mit HIV-Kranken der zweiten Gruppe hielt er sich ebenso oft und lange im selben Zimmer auf, allerdings ohne zu heilen. Alle 40 Patienten trugen
während der Sitzungen Kopfhörer und Sichtschutz, so dass sie nicht bemerkten, ob mit ihnen therapeutisch gearbeitet wurde oder nicht. Nach neun Wochen lagen die CD4-Werte der TT-Behandelten deutlich höher; außerdem konnten sie Stress besser bewältigen, wie sich in psychologischen Tests zeigte.
Weiter: Von wegen “Geistheilung” - Experimentelle Scheinerfolge
Literaturhinweise in Geistiges Heilen - Das Große Buch sowie Fernheilen, Band 2.
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