Manchen Krankheiten kommen Geistheiler möglicherweise dadurch bei, dass sie das Wachstum von Infektionsauslösern wie Pilzen und Bakterien hemmen. Dass sie dazu unmittelbar imstande sind - und nicht bloß auf dem Umweg über die Beeinflussung einer betroffenen Person, bei der dann suggestiv ausgelöste Selbstheilungsprozesse in Gang kommen -, verdeutlichen Experimente mit isolierten Pilz- und Bakterienkulturen, über die in diesem und dem
folgenden Abschnitt berichtet wird.
Pilzinfektionen sind mittlerweile zur Volksseuche geworden. Expertenschätzungen zufolge hat sich mindestens ein Drittel aller Deutschen schon einmal angesteckt; an den Folgen sterben jährlich rund tausend Bundesbürger. Dabei werden Pilze, die uns gefährlich werden können, in drei große Gruppen eingeteilt: Hautpilze (Dermatophyten) siedeln ausschließlich auf der Haut, in den Haaren, an Fuß- und Nagelzehen. Hefen befallen nicht nur die Haut, sondern
ebenso die Schleimhäute der Mundhöhle, des Magen-Darm-Traktes und des Genitalbereichs, außerdem auch innere Organe. Schimmelpilze können sich überall am und im Organismus ausbreiten. (Eine Reihe von Hefen und Schimmelpilzen sind allerdings harmlos.) Sind diese pflanzlichen Parasiten «geistig» zu beeinflussen - selbst dann, wenn sie vorher isoliert wurden?
In mehreren Experimenten haben professionelle Heiler, teilweise aber auch Laien, unter Beweis gestellt, dass sie das Wachstum von
Pilzen hemmen können, indem sie sich zwischen zwanzig Sekunden und fünfzehn Minuten lang darauf konzentrieren. Worauf dieser Effekt beruht - ob auf einer Aktivitätsminderung von Pilzenzymen, auf Veränderungen der Durchlässigkeit von Zellmembranen, auf einer Einwirkung auf das Milieu oder auf anderen Faktoren -, ist ungeklärt. Aber er tritt auf.
So wurden Pilzkulturen in zehn Petrischalen gezogen, die mit dün-nem Papier ausgelegt waren. Auf fünf davon konzentrierte sich, aus anderthalb
Metern Abstand, eine Versuchsperson eine Viertelstunde lang, im Bemühen, sie am Weiterwachsen zu hindern. Danach wurden die Umrisse jeder Pilzkolonie mit einem Stift auf dem darunterliegen-den Papier nachgezogen, ausgeschnitten und gewogen. Falls die geistig behandelten Kolonien zusammengenommen deutlich leichter waren als die unbehandelten, lag ein Psi-Effekt nahe. Ein solcher Gewichtsunterschied trat in 33 von 39 Versuchsdurchgängen, bei 151 von 194 Kolonien, tatsächlich auf.
Der
Amerikaner William Tedder stellte eine Gruppe von sieben Heilern vor die Aufgabe, aus bis zu fünfzehn Meilen Entfernung Pilzkulturen am Wachsen zu hindern, die seine Mitarbeiterin Melissa Monty in Petrischalen gezogen hatte und laufend überwachte. Zur Einstimmung und als Konzentrationshilfe wurden der Gruppe Fotos vom Zielort gezeigt. Insgesamt fanden 16 Versuche statt, verteilt auf 16 aufeinanderfolgende Werktage. Jeder dauerte mindestens eine Viertelstunde. Zielobjekt waren jeweils fünf
Pilzkulturen; anschließend maß Melissa Monty sie aus. Unter normalen Bedingungen wachsen die verwendeten Pilzkulturen um 0,65 Millimeter pro Stunde - doch nach jedem Versuch hatte sich ihr Wachstum deutlich verlangsamt: im Durchschnitt aller achtzig (16 mal 5) Pilzkulturen um 1,96 Millimeter pro Durchgang.
In einem weiteren Versuch wurden Kulturen von Bäckerhefe (Saccharomyces cerevesiae) zunächst mit Zyanid vergiftet, was ihre Sauerstoffaufnahme beeinträchtigte. Ein Heiler versuchte
nun, diese Störung rein geistig zu beheben. Wie Messungen mit einem Manometer zeigten, konnten die Hefen während der zehnminütigen Konzentrationsphase tatsächlich weitaus mehr Sauerstoff aufnehmen als zuvor und danach.
Schon 1965 hatte der isländische Psychologe Erlendur Haraldsson, damals noch Lehrstuhlinhaber an der Universität Reykjavik, geistige Fernwirkungen auf Hefepilze untersucht.22 Dazu wurden in 12 Versuchsdurchgängen 240 Teströhrchen mit Hefekulturen eingesetzt; die eine
Hälfte wurde von sieben Versuchspersonen - zwei Heiler, ein Arzt, vier Laien - berührungslos "behandelt", die andere Hälfte diente zur Kontrolle. Von dieser Einteilung wusste der Versuchsleiter nichts. Wie Messungen mit einem Kolorimeter ergaben, wuchs die fernbehandelte Hefe stärker; allerdings ging dieser Effekt fast ausschließlich auf das Konto der drei Therapeuten, während die Nichtheiler nur Ergebnisse im Rahmen der Zufallswahrscheinlichkeit zustande
brachten.
Literaturhinweise in Fernheilen, Band 2.
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